Sons & Daughters :: Mirror Mirror
Domino/Good To Go
Die minimalistische, auf die dunkle Seite der Sechzigerjahre gebrachte Version von Indie-Pop auf dem dritten Album der schottischen Band.
Manchmal ist es nicht das Schlechteste, wenn man auf der neuen Welle nicht als Erster den Strand erreicht. Wer in der zweiten Reihe surft, hält sich unter Umständen ein bisschen länger auf dem Wasser als die anderen. Wie zum Beispiel Sons & Daughters, die bei der Indie-Rock-Revolution von 2005 nicht everybody’s Konsensband gewesen sind. Die Schotten können heute ganz frei und ungeniert aufspielen, hatten zwischenzeitlich ein (natürlich) nicht beachtetes Meisterwerk veröffentlicht (This Gift von 2008) und erfinden sich jetzt mit ihrem dritten Album ein bisschen neu. Mirror Mirror ist die minimalistisch reduzierte, auf die dunkle Seite der Sechzigerjahre gebrachte Version von Sons & Daughters. Lieder, die häufig ihre Spannung aus dem Weniger beziehen. „Axed Actor“ zum Beispiel besteht aus einem verschleppten Drum-Beat, Bass, psychedelisch irisierender Gitarre und dem Gesang von Adele Bethel. Anderen Songs wird ein bisschen vintage Electronica untergejubelt. Das macht Mirror Mirror zu einem außergewöhnlichen Gitarrenalbum in einer Zeit, in der niemand mehr außergewöhnliche Gitarrenalben auf dem Einkaufszettel hat. Auch dank der knochentrockenen, analogen Produktion von JD Twitch (Optimo), die den morbiden Themen der Songs (das Model, das sich aus dem Fenster in den Tod stürzt, der Schauspieler, der in einem Feld mit einer Axt zerstückelt wird) angemessen ist. Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, dass Sons & Daughters in „Breaking Fun“ so konsequent nach Gang Of Four, circa 1979, klingen, wie keine ihrer Zeitgenossen jemals geklungen haben, die 2005 als Epigonen der Leeds-Band in der ersten Reihe standen.
Key Tracks: „Axed Actor“, „Orion“
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