Songs For The Ravens :: Heavenly/Coop/Universal

Folk: Der perfekte Soundtrack zum Durchblättern des Laura-Ashley-Katalogs: Julie Ann Baenziger und ihre Band Sea Of Bees.

Das Leben – pardon: Leiden ist ein langer ruhiger Fluss. Meine Musik klingt wie eine liebevoll mit Rentieren bestickte Pudelmütze aussieht. Irgendwie niedlich. Aber auch auf alle Fälle kunstvoll. Das sind ganz sicher zwei Punkte, die Julie Ann Baenziger in ihrem emotionalen Koordinatenkreuz fest markiert hat. Und klar ist auch, dass die Frau aus Sacramento, Kalifornien, sich niemals so weit aufs Gefühlsmeer wagen würde wie Gisbert zu Knyphausen. Mit „Melancholie, fick dich ins Knie“ kann Mrs Baenziger wohl eher wenig anfangen – selbst dann nicht, wenn man’s ihr übersetzen würde. Auf ihrem wirklich sehr hübschen und filigran instrumentierten (Marimba, Glockenspiel, Rutschgitarre) Album Songs For The Ravens stellt sich die Musikerin mit zartem Folk allen möglichen Ego-Krisen. Vom Sich-Verlieren in der Liebe wird gesungen, vom Abhandenkommen der Gefühle, vom Hadern und Zaudern im Zusammenhang mit der alles entscheidenden Frage „Kommst du mit in den Alltag?“ sowieso. Auf Albumlänge ist Songs For The Ravens arg süßlich geraten. Aber wenn man dazu einen Laura-Ashley-Katalog durchblättert und nur alle 20 Seiten etwas vom weihnachtlichen Marzipankartoffelrest wegfuttert, mag’s gehen. Meinen auch die Rentiere, die nicken mit den Köpfen.