Album der Woche

Soft Hair

Soft Hair

Domino/Goodtogo

Melodien für Melonen: Zwei Escapesurrealisten Hand in Hand an der ­Psychedelic-Pop-Saftpresse – lassen uns saufen und zerlaufen.

Weil es noch so viel anderes zu tun gab, werkelten Connan Mockasin und Sam Eastgate über fünf Jahre an diesem Album herum. (Dabei waren sie in den Anfängen ihrer Beziehung noch in ein Band-Feinschaftsding verwickelt gewesen, bei dem ein großes Fiberglas-Schwein eine Rolle spielte, aber das führt jetzt zu weit.) Richtig erfolgreich war ja bislang weder der schmucke Weirdo Mockasin, noch Eastgate, Ex-Vorsteher der unterschätzten Dancepunks Late Of The Pier, der nun als LA Priest firmiert. Aber vielgefragt sind sie eben trotzdem. Soloalben wollen aufgenommen, die Welt betourt, Aufträge von James Blake oder Vince Staples bearbeitet werden.

Dennoch hielten sie an ihrem Projekt Soft Hair fest. Und das ist gut so, denn jetzt füllt es leckeren, frischen (im Dunkeln grünlich glimmenden) Saft in ein Gefäß, aus dem Eskapisten-Kids aus mindestens drei Generationen mit der großen Kelle schöpfen. „Psychedelischer Pop“ steht in zerlaufenen Lettern auf dem Bottich. Und das genügt uns Absolventen der John-Maus-Akademie schon, um zu wissen, dass diese Musik schöne Schlieren zieht, ein bisschen leiert und rauscht, den Beat verschleppt, verdubbt, verhöhnt, hier keiner jauligen E-Gitarre die Tür gewiesen wird und sich garantiert jemand am Prince’schen Falsett versuchen wird. Kennt man alles schon. Und Ohrwürmer haben sie nicht einen. Dafür hängt einem SOFT HAIR aber nach wie ein hartnäckiger, zarter Rausch.