Smashing Pumpkins :: Zeitgeist

Alternativer (und ein wenig echter Hard) Rock in wertkonseruativer Ausprägung. Ist trotzdem sehr unterhaltsam.

Billy wollte seinen Traum zurückhaben. Jetzt hat er die Smashing Pumpkins wieder Ein bis auf Jimmy Chamberlain eher willkürlich zusammengesetzter Haufen von folgsamen (Live-)lnstrumentalisten. Billys „Traum“ meinte aber offensichtlich ja auch nicht die alte Band, die alten…Freunde. Billy Corgan wollte nur dieses Vehikel wiederhaben, das ihm die öffentliche Aufmerksamkeit zurückgibt, die ihn Ende der 90er zum Kaiser Nero des Rock machte. Auch das Comeback-Album Zeitgeist dient ihm einzig als Vehikel für diesen Zweck. Fair enough, wir haben ja auch was davon: Die Platte ist zwar überaus wertkonservativ, eine Pumpkins-Platte durch und durch, eine sture Fortsetzung des Früher, aber darin sehr unterhaltsam. Das liegt nicht daran, dass es das, wofür Corgan steht und nimmer weicht. 2007 nicht mehr gibt. (Im Gegenteil, man musste sich nur bei Rock am Ring das Abendprogramm anschauen: Die so genannten Alternative Rocker der 90er sind die Festivalstars der 00er. Natürlich.) Aber Corgan ist eben doch-und da mag man ihn auch als größenwahnsinnigen Direktor vom eigenen Neurosenzirkus brandmarken und sein ewiges Knötschiknödeln verabscheuen – eigenwillig und, ja, eben größenwahnsinnig (und auch wieder aufgeräumt) genug, um dem Alternative Rock eine abendfüllende Aufführung abzuringen. Und die geht auch 2007 als echter, nie zu ausufernd arrangierter und doch fürchterlich prachtvoll produzierter Blockbuster durch. Mit reichlich Gniedelgitarren, Chören, schleppenden Beats, Glockenklang und Synthiestreichern, bösem, hardrockigem Pumpkins-Gebratze, Billy Corgans ewigem Knötschiknödeln – und einigen sehr schönen Melodien („Starz“, „Pomp And Circumstance“, „Neverlost“). Und dieser einen Nummer: „United States“, die braucht fast zehn Minuten für den Ritt über die Tom-Tom-Felle, eine Extraportion Niedergangs/Widerstands-Pathos. Corgan ruft nach der Revolution -und sich nächstens also, ähem, Scorpions– und Ex-Scorpions-Mitglieder zur Seite! Davon abgesehen gilt aber, und Fans lesen das bestimmt gerne (haben die Platte aber ja eh schon auswendig gelernt, noch bevor dieses Heft am Kiosk steht): Zeitgeist ist gewissermaßen eine Essenz von MELLON COLLIE & THE INFINITE SADNESS – die immer jene einfordern, die Doppelalben sowieso nicht ausstehen können (und von den späten Smashing Pumpkins und dem sich noch doller verzettelnden Corgan bei Zwan und seinem Solodebüt will die Platte nichts hören und nichts wissen). Wenn auch nicht die essenziellste Essenz, die man sich so vorstellen kann.

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