Zum siebten Mal demonstrieren die Bayern, wie abwechslungsreich Alternative Rock sein kann.

Ein wenig klingt ALIENATION wie ein Vermächtnis. Nicht nur, weil Christian Neuburger irgendwann diese Zeilen singen wird: „We wrote a hundred love songs and poems all those years, we sang about our hopes and our fears“. Nicht nur, weil die bayerische Band durch die ganze Republik gereist ist, um ihr siebtes Studioalbum von fünf verschiedenen, aber allesamt prominenten Produzenten von Tobias Levin bis Olaf O.P.A.L. aufnehmen zu lassen. Nein, vor allem deshalb, weil diese Band, die um eine stilistisch denkbar offene Auslegung der Idee Alternative Rock noch nie verlegen war, auf ALIENATION noch einmal die zehnjährige Bandgeschichte rekapituliert und alles vorführt, was sie kann – und dann noch ein bisschen mehr. Also gibt es knackigen Gitarrenrock wie in „Next Big Thing“, entspann­te Gitarrenpopsongs wie „All Show“, psychedelisches Wimmern wie im „Silk Road Blues“, weihevolle Düsternis in „Idiot Dancers“ und nervös flatternde, elektronische Reduktion in „Broke My Backbone“. Eins haben die Stücke gemeinsam: Dass sie trotz des gewaltigen Detailreichtums so klingen, als wären sie auf dem Sprung zu etwas Größerem.