Slipknot – Vol. 3:

Bislang war klar, was von einem Album der Horror-Truppe aus Des Moines zu erwarten ist – nämlich ein offener Schlag ins Gesicht. Mit fiesen Metal-Riffs, polternder Double-Bass-Drum und orgiastischem Gegröle, das einem wahlweise das Kleinhirn frittiert oder für amüsiertes Schmunzeln sorgt. Dabei sind Slipknot kein Gimmick, sondern eine Band, die zwar stark aufs Image setzt, sich aber doch als ernsthafte Musiker verstehen. Genau darum geht es ihnen beim aktuellen, dritten Album: um Selbstverwirklichung. Schließlich ist man inzwischen Mitte 30. hat Millionen von CDs verkauft, die größten Stadien gefüllt, erfolgreiche Nebenprojekte lanciert und möchte jetzt endlich die Massenakzeptanz erfahren, die man zu verdienen glaubt. Und das, ohne gleich seine Identität aufs Spiel zu setzen. Dafür hat man mit Rick Rubin einen veritablen Producer engagiert. Das hat Wunder gewirkt: Die neun beherrschen nicht mehr nur ein Tempo und einen Sound, sondern präsentieren sich vielseitiger denn je. Eben mit ausgeprägtem Verständnis für Polyrhythmen, düster-sphärische Keyboards, verspielte Loops, artikulierten Gesang und melodische Zwischentöne. Das ist anders, neu und vor allem unglaublich reif. Zumal sie thematisch gar nicht so viel geändert haben: Die Texte sind immer noch nihilistisch, hasserfüllt und brutal. Nur weiß Corey Tylor sie etwas geschickter rüberzubringen. Mit Songtiteln etwa, die ganz ohne“.kill“ oder. .torture“ auskommen. Und auch die gelegentlichen Speed-, Trash- und Black-Metal-Einlagen sind primär auflockernde Elemente, die an die infernalische Vergangenheit erinnern. Evil has left the building – zumindest ein bisschen.