Sleater-Kinney
The Center Won’t Hold
Caroline/Universal (VÖ: 16.8.)
Aufgewühlt, wenig konsistent, unverwechselbar: das neunte Album der wichtigsten feministischen Punkband.
Als Sleater-Kinney 2015 mit einem neuen Album wieder auf sich aufmerksam machten, war im weiten Rund der daran interessierten Öffentlichkeit so etwas wie Erleichterung zu vernehmen. Gut, dass wir sie endlich zurückhaben. NO CITIES TO LOVE kam einer großen Katharsis aus dem Geist des Punkrock gleich, buchstabiert von seiner wichtigsten feministischen Band, nach zehn Jahren Sendepause.
Es entbehrt deshalb nicht der Ironie, wenn Carrie Brownstein und Corin Tucker im vorab erschienenen Song „Hurry On Home“ eine kleine Liste von Un-Wörtern vorführen, die davon erzählen, wie es ist, wenn niemand dich zurückhaben will: „You know I’m unfuckable, unlovable, unlistenable, unwatchable.“ Das Wort-Quartett könnte aber auch das Chaos beschreiben, in dem Brownstein, Tucker und Drummerin Janet Weiss sich laut eigenem Bekunden bei den Aufnahmen zu ihrem neunten Album seit 1995 befanden. Das Chaos, das die miteinander verbandelten privaten und politischen Wirren meint, die den Dämon aufweckten, der rechtzeitig zur Produktion des Albums „Fuck it, let‘s dance“ rief.
AmazonTHE CENTER WON‘T HOLD ist ein wenig konsistentes, energisches, trotziges und gefühlvolles Album geworden, das den Stand der Dinge bei Sleater-Kinney konsequent in Sound setzt: vom „Restless Life“ bis zum „Bad Dance“, vom gebremsten Furor bis zum tief im Bauch wühlenden Polter-Rock. Der Ohwurm als Aufmerksamkeitsmaschine hält Einzug, in Zusammenarbeit mit Produzentin St. Vincent hat die Band zwei Rock-Hymnen aus der Gruselkiste geklaubt und mit viel Chor aufgefüllt („The Future Is Here“, „The Dog The Body“). Das ist der Preis der Aufgewühltheit, die die Amerikanerinnen von Stillstand und Apathie fernhält. Doch, unverwechselbar Sleater-Kinney.