Sinéad O’Connor
I’m Not Bossy, I’m The Boss
Nettwerk/Soulfood Music
Pop-Diseuse, Klageliedersängerin und Funk-Frau für einen Song: die vielen Gesichter der Künstlerin fallen aus dieser Wundertüte.
Guter Witz, Sinéad O’Connor. Frau Boss im schwarzen Lackleder-Outfit umarmt die E-Gitarre wie einen Lover und sieht gleich mal 20 Jahre jünger aus. Aber, werte O’Connor-Fans, ihr werdet nur eine autobiografisch zu verortende Stelle hier finden. „How About I Be Me“ ist eine Replik auf hilflose Kritiker, die ihre Privat-Geschichten in einer irischen Zeitung so gar nicht sexy fanden. Muss man auch nicht, O’Connor überzog ihr Konto für Selbstoffenbarungen bereits 1994 mit UNIVERSAL MOTHER. Dieses Album kommt nun einer Wundertüte gleich, aus der man sich die diversen O’Connors ziehen kann, von der nonchalanten Pop-Diseuse, die zu einem Gitarrenriff extemporiert, das Keith Richards in seinen stilleren Momenten ausgeheckt haben könnte („Dense Water Deeper Down“) bis zur feierlichen Balladensängerin („The Vishnu Room“). Es bleibt immer eine gehörige Distanz zwischen der Künstlerin und der Kunst. Frauenfantasien aus Bett und Blues, die im melismatischen Gesang zu Sinéad O’Connor finden.