Silver Linings – Filmreview :: von David O. Russell
Flirting with disaster: Die beste Komödie des Jahres erzählt auch die schönste Liebesgeschichte.
Wann genau die Karriere des einstigen Hoffnungsträgers David O. Russell zum Sinkflug ansetzte, lässt sich nicht so genau sagen. Vielleicht, als auf YouTube ein Video der Dreharbeiten von „I Heart Huckabees“ auftauchte, in dem man miterleben durfte, wie der Regisseur seiner Schauspielerin Lily Tomlin förmlich ins Gesicht explodierte? Oder als ihm sein ungefähr 2008 gedrehtes Folgeprojekt „Nailed“ um die Ohren flog, das weiterhin auf Abschluss und Veröffentlichung wartet?
Fest steht: Russell ist das Gefühl nicht fremd, tief zu fallen und ganz unten aufzuschlagen. Seit seinem Comeback „The Fighter“ weiß man auch, dass er weiß, wie es ist, sich wieder aus dem Dreck zu ziehen. Er hat es getan. Das macht einem gleich eine gewisse Hoffnung für die Hauptfigur von Russells neuem Film „Silver Linings“, die recht unverkennbar autobiografische Züge trägt.
Nach Monaten in der Psychiatrie versucht der Enddreißiger Pat, sein in Trümmer gegangenes Leben und seine Beziehung wieder zu kitten – ohne recht zu wissen, wie er das anstellen soll. Fest steht für ihn lediglich, dass er seine Frau zurückgewinnen will. Was nicht die einfachste Aufgabe ist, wenn einem richterlich untersagt wurde, sich ihr auf weniger als 150 Meter zu nähern: Er hatte sie mit ihrem Liebhaber unter der Dusche erwischt und ihn in einem unkontrollierten Wutanfall krankenhausreif geprügelt.
Das klingt zunächst nicht unbedingt nach einem Film, den man glaubt, sofort sehen zu müssen. Aber Russell macht kein Befindlichkeitskino, sondern Filme, die wild um sich schlagen und gerade in Momenten größter Verzweiflung am lautesten lachen müssen. Wie seine Hauptfigur bettelt auch „Silver Linings“ nicht um Mitleid, sondern macht das Beste aus einer Situation, die nicht schlimmer sein könnte. Dass sich mit der Ankunft der gut aussehenden Tiffany, deren Leben nach dem Tod ihres Mannes ebenfalls aus dem Ruder gelaufen ist, eine Liebesgeschichte abzeichnet, ist abzusehen.
Was für unfassbare Volten sie dabei schlägt, dass sie sich selbst innerhalb von Szenen nie in die Richtung entwickelt, die man erwartet, und ausgerechnet Bradley Cooper und Jennifer Lawrence den darstellerischen Adelsschlag verpasst, ist ein großer Glücksfall für das Kino. Und ungefähr so schön, wie sich hemmungslos zu „Fell In Love With A Girl“ von den White Stripes zu schütteln.
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