Sigur Ros – Takk …

Wo wurde je ein E-Piano sanfter, demütiger angeschlagen? Wo mühte sich ein Erdung redlicher und glückreicher, es Engelschören gleichzutun? Wo fanden sich je andere Menschen, deren Schicksal auch nur Staub und Asche ist, die nur mit Musik schier endlose Himmelsleitern zu knüpfen in der Lage waren? Man muß sich in der Beschreibung dieser Klänge aber auch gar nicht ihrem Duktus hingeben. Man kann auch einfach sagen: Die neue Platte von Sigur Ros klingt in etwa wie eine alte Platte von Sigur Ros. (Außer. daß es hier ein-, zweimal kräftiger rummst, ein paar hübsche Arrangement-Ideen feine Akzente setzen und einmal gar eine richtige Blaskapelle durch Wolkenland stapft). Das ist den einen Lobpreis, anderen Abschrekkung genug. Viele Worte mehr möchte man gar nicht machen. Oder es sollten eben Worte sein, wie sie Jon Thor Birgisson singt. In dieser Sprache, die durch die Atmosphäre fliegt und sich in seinem Mund zu Worten formt: Isländisch. Oder Hopelandish. Egal. Wenn dies Stimmen aus dem Jenseits wären, wie viel weniger Angst müßten wir vor dem Tod haben. Trost steckt in diesen Gesängen, nicht nur in den Melodien, in den Chören, die sich in der Verschmelzung mit Streichern, Bläsern, Glockenspiel und weniger greifbaren Tonquellen weit nach oben schwingen ohne falsche Angst vor dem, was jene, die sich wegen echter Angst Zynismen gurgelnd ans niederste Strauchwerk klammern, verächtlich „Kitsch“ oder „Bombast“ nennen. Der Trost steckt auch in den nackten Worten und geseufzten, gewimmerten Silben, die ein Rätsel bleiben. Und die doch jeder irgendwie zu verstehen glaubt, der Sigur Ros, diese eigentlich ziemlich einfältige wie atemberaubend wunderbare Kapelle, in sein Herz geschlossen hat. VÖ: 12.9.

www.siqurros.com