Sigur Ros – Hvarf-Heim

Eine Band, die sich von Beginn an jeglichen musikalischen Benimmregeln und Hörgewohnheiten widersetzt, sollte eigentlich schon konzeptionell den Holzweg umgehen, zu experimentell, verkopft oder anstrengend zu werden. Bei Sigur Ros war indes das Gegenteil der Fall: Ihre letzte reguläre Studioplatte Takk… war vielen ihrer immer wieder überraschend zahlreichen Fans zu zugänglich, ja gar zu poppig und – man lese und staune – zu hitorientiert! Diese Kritiker dürften mit dem aktuellen Ritt durch die isländischen Märchenwälder nun besänftigt sein. Sigur Ros kehren buchstäblich zu ihren Wurzeln zurück: Die erste Seite des Doppelalbums, Hvarf (grob mit „Hafen“ zu übersetzen), beschert drei previously unreleased Stücke und zwei Neubearbeitungen altbekannter Wunderwerke, bei denen Stimme und Instrument stilecht nicht voneinander zu unterscheiden sind.

Der zweite, heim (diesmal wesentlich einfacher mit „Zuhause“ oder „Heimat“ wiederzugeben) betitelte Teil, enthält Akustikversionen von sechs Lieblingssongs aus dem eigenen Backkatalog der vier Isländer. Angesichts dieses Recyclings von kommerzieller Ausschlachtung zu sprechen, darf aber nicht angehen-zu gefühlvoll, zu umwerfend intensiv und zu perfekt miteinander harmonierend sind diese Auto-Covers. Als Gesamtpackung liefern die beiden Segmenteden Soundtrack zu „Heima“ – einem tief ins Herz gehenden Reiseführer in die außerhalb der Erdoberfläche vermuteten Landschaften Islands. In Kombination mit diesen sensiblen wie mächtigen Bildern lässt sich die Schönheit dieser Musik kaum aushalten. Wenn einen diese Platte(n) nicht durch den Winter rettet/n, dann soll einen zu Recht Knecht Ruprecht holen.

www.sigur-ros.co.uk