Sigur Ros – Heima

Auf rein optischer Ebene spiegeln über den Bildschirm galoppierende Wildpferde, rauschende Gebirgsbäche und sich abwechselnd diabolisch verdunkelnde und frohlockend aufklärende Himmelsszenarien die „Music Of The Spheres“ [frei zit. nach: Brown, lan, 2001] der Isländer fast perfekt wider. Allerdings drückt die Dokumentation auch überzeugend das Heimweh der Gruppe nach einem Jahr unentwegter Tournee aus. die sie sogar in weirde Kontexte wie hyperaktiv moderierte Late-Night-Shows verpflanzte. „A bit scary“ empfand Bassist Georg Holm diese Momente und fügt in einer der angenehm reduzierten Interviewpassagen in charmant gebrochenem Englisch hinzu: „It freaked me a bit out“ Über 94 Minuten begleitet man die mutmaßlich missverstandenste Band überhaupt (was bei Gesang auf wahlweise Is- oder Vonländisch in der Natur der Sache liegt) bei ihrer Rückkehr nach Hause, wo sie ihre Weltreise mit spontan einberufenen Konzerten in allen (un)erdenklichen Orten ausklingen lassen: Nach Auftritten in Wohnzimmern irgendwelcher Familien, inmitten von eigenwilligen Skulpturen, in verlassenen Fischfabriken und zwischen den Karahnjükar-Vulkanen, wo sie mit einem reinen Akustikset gegen den Bau eines die dortige Umwelt für Tiere unattraktiv machenden Aluminiumwerks protestieren, spielen sie zum Ende noch eben das größte Konzert, das Island je gesehen hat. Dem Film gelingt das, woran eine Mehrheit seiner Artgenossen scheitert: Die Musik wird hier nicht visuell sabotiert, sie behält weiterhin ein autarkes Eigenleben. Ganz nebenbei vertreibt heima dazu verklärte Klischees: Isländer sind eben keine putzigen Fabelwesen (ein Anschein zwar, den die hier auch zu Wort kommende Begleitband Amiina noch erweckt), wie es gleich die ersten Szenen demonstrieren: Sie rauchen, färben sich die Haare, tragen Ochsenpiercings und telefonieren mobil. Nur die inflationäre Sichtung von Rentierpullis erinnert noch daran, dass dieser Film,“zu Hause“ entstand.

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