Shrek :: Animations-Märchen

Es gibt zwei Möglichkeiten, Shrek zu lesen. Zum einen ist der zweite CGI-Film von Dreamworks die Geschichte eines zwar gefürchteten, aber doch eher liebenswerten Monsters, das seine geliebte Sumpfruhe gefährdet sieht, als die Schergen des fiesen Fürsten Farquaard ausgerechnet in seinem Wald Jagd auf Märchenfiguren machen. Für den grünhäutigen Einsiedler ist das der Beginn einer „Wizard Of Oz“-artigen Fantasy-Odyssee, bei der er Freundschaft mit einem fliegenden Esel schließt, eine Prinzessin aus einem von einem Drachen bewachten Schloss befreit, den Bösen besiegt und die große Liebe sowie seine wahre Bestimmung findet. Pfiffige Story, ansprechend umgesetzt, wirklich schicke Dialoge, lustige Zitate (MATRIX etc.), Abenteuer und all das – reicht eigentlich schon aus, um Shrek guten Gewissens zu empfehlen. Gleichzeitig ist der Film – Subtext sei Dank – aber auch eine der bösesten Abrechnungen, die sich ein Studiochef jemals mit einem Ex-Boss erlaubt hat. Jeffrey Katzenberg, mit Steven Spielberg und David Geffen 1995 Gründer von Dreamworks, war zu Beginn der 90er als Leiter der Disney Studios verantwortlich für die Renaissance des Zeichentrickfilms. Seit Disney-Geschäftsführer Michael Eisner den Ziehsohn absägte, sinnt Katzenberg auf Rache. Und die Animationsabteilung von Dreamworks ist sein Werkzeug: Erst versuchte er mit ANTZ, dem ähnlich konzeptionierten Disney-Stoff DAS GROSSE KRABBELN das Wasser abzugraben. Und jetzt kommt mit Shrek ein weiterer fieser Hieb in Gestalt freundlicher, auch noch nach bestem Disney-Rezept gestalteter Familienunterhaltung daher. Man gönne sich den Blick hinter die bunten Kulissen: Das Königreich, das die Märchenfiguren versklavt? Der kleinwüchsige Fürst mit Kompensationsproblemen, der sich von Bildern seiner Traumprinzessin zu unanständigen Dingen unter der Bettdecke inspiriert führt? Dass Faquaards (sprich: Fucker) Schloss nicht ganz zufällig an Disneyland erinnert, ist also noch die geringste gezielte Gemeinheit, die Shrek bereithält. Selten war eine Doppeldeutigkeit der Bilder so unterhaltsam wie in diesem Shrekensszenario, das Bauch und Kopf gleichermaßen kitzelt.

USA 2001, R.: Andrew Adamson, Victoria Jensen

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