Shine A Light von Martin Scorsese, USA 2008 :: Start: 4.4.

Öfter mal was Neues: ein Konzertfilm mit den Rolling Startes. Aber von Scorsese.

Ein Konzertfilm kann ein lohnendes Erlebnis im Kino sein. Martin Scorsese selbst hat das bereits bewiesen, 197S, mit The last waltz. Fernab vom strikt dokumentarischen Ansatz eines D.A. Pennebaker, dafür mit dem geschulten Auge eines Filmemachers und einem Höchstmaß an Atmosphäre und Intimität gefilmt, war die Dokumentation des letzten Konzerts von The Band die Blaupause für das, was man bis heute von einem Konzertfilm erwartet. Drei Jahre nach seiner monumentalen Dylan-Doku No direction home, ein wegen seiner Infofülle bewusst konventionell gestaltetes Meisterwerk der Durchdringung, ist Shine a Light ein offenbar bewusster Schritt zurück: strikte Abbildung, 100 Minuten mit den Stones bei zwei Auftritten im New Yorker Beacon Theatre im Herbst 2006, ganz nah dran, aber doch nur einfach mit dabei. Anders als bei One plus one, Gimme shelter und Ladies and gentlemen: The Rolling Stones, um die bekanntesten Stones-Filme zu nennen, gibt es kaum Rahmeninfos oder Kontext. Nur ein Treffen der Stones mit Bill Clinton und Familie während der Konzertvorbereitungen lässt im amüsanten zehnminütigen Prolog ahnen, dass es sich um ein Benefiz im Rahmen der Feier zu Clintons 60. handelte. Was man hier sieht, ist, was man kriegt. Stones, Stones, Stones – festgehalten in feinstem Soundkostüm und von 17 der besten Kameramänner -, die ihrem Regisseur ein denkbar fades Konzertprogramm bieten, voller All-Time-Classics, zu denen alle Jahre wieder die Sportarenen schunkeln. Ganz ehrlich: „Satisfaction“ hätte es echt nicht gebraucht, wie auch die Gastauftritte von Jack White (na ja), Buddy Guy (ach ja) und Christina Aguilera (geht gar nicht) nicht unbedingt zu denkwürdigen Momenten führen. Ein bisschen wird man das Gefühl nicht los, Scorsese hatte die Band so wenig unter Kontrolle wie Jack Nicholson bei Departed. Vielleicht, nur ganz vielleicht, ist es seine persönliche Rache, so nah an die Stones ranzugehen, dass Mick Jagger wirkt, als müsste er extra hart schaffen, um neben der Coolness von Keith Richards nicht unterzugehen. Da sieht man dann einen alten Mann, der sich mit allem Geld der Welt seine Jugend nicht zurückkaufen kann. Dorian sah noch nie so grau aus. Und klang dabei doch noch nie so gut.

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