Shame
Food For Worms
Dead Oceans/Cargo (VÖ: 24.2.)
Der Alternative Rock der Londoner sucht mit Erfolg das Fünf-Freunde-im-Proberaum-Gefühl.
Mit live aufgenommenen Alben ist es immer so eine Sache: Im besten Fall ist die Energie hör- und spürbar, die entsteht, wenn die Band in einem Raum zusammenspielt – im schlimmsten Fall kann es aber auch eine chaotische, fehlerhafte Angelegenheit werden. Chaotisch ist das neue, dritte Album der Londoner Band Shame auf jeden Fall, aber im positiven Sinne. Der Opener „Fingers Of Steel“ zeigt das perfekt: Gitarren türmen sich auf, stolpern übereinander, daraus schält sich ein Klavierriff und Charlie Steen singt mit einer Stimme zwischen Pubschlägerei und Verletzlichkeit. Letztere ist neu bei Shame, eine Band, die bisher eher für krawallige, biergeschwängerte Sounds stand.
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Auf FOOD FOR WORMS geht es um Freundschaft, um die manchmal auch schwierige Nähe, die zwischen Bandmitgliedern auf Tour entsteht. Dafür haben Shame den (Post-)Punk der ersten beiden Alben weitestgehend hinter sich gelassen und gegen melodiöseren Alternative Rock getauscht: „Six Pack“ ist Wah-Wah-getriebener Jam Rock, „Adderall“ eine von Choreinlagen der Band getragene Ballade, und auf dem überraschend sanften „Orchid“ entdeckt Steen sogar seinen inneren Crooner. Es ist ein Klischee, aber es scheint, als wäre diese Konzentration aufs Wesentliche, auf das Fünf-Freunde-im-Proberaum-Gefühl genau das richtige für Shame gewesen, um ihren eigenen Sound und ihre eigene Identität zu finden.
Autor: Elias Pietsch