Sensational – Speaks For Itself

Das, was drei Zeilen weiter oben dem Leser so schick in dunkelorange ein Genre annonciert, weil der Leser es so will, ist eigentlich ein rechter Unsinn. Die Musik von Sensational als „Hip-Hop zu bezeichnen, ist genauso erhellend wie zum Beispiel die von Fantömas als „Rock“, die von OerekBaileyals „Jazz“ und die von Karlheinz Stockhausen als „Klassik“. Das sechste Sensational-Album seit 1997 liefert keine wesentlichen, neuen Erkenntnisse über den Underground-HipHop, muß es aber auch gar nicht, weil jemand, der so weit vornedran steht wie Sensational, auch vornedran bleibt, weil die, die dahinter stehen, gar keine Lust haben, nach vorne zu kommen, weil ihre Definition von vorne im HipHop mehr mit Geld und Pussy zu tun hat als mit Musik. Und im „Underground-Hip-Hop“ wird eben viel mehr Wert auf Musikalität gelegt als im Mainstream. Speaks For Itself hat vielleicht ein etwas milderes Ambiente als seine Vorgänger, ist aber deshalb nicht weniger einer musikalischen Radikalität geschuldet. Radikalität bedeutet hier die Abgrenzung vom Durchschnitt mit Rhymes, die der persönlichen Realität von Sensational wahrscheinlich näher stehen als die von Puff Daddy seiner Realität, mit minimalistischen Beats und dunkelgrauen Soundscapes und allerlei schwarzweißen Soundgimmicks. So gesehen ist Speaks For Itself eine schöne Erinnerung an das (vielleicht in aller Stille beerdigte) Word Sound-Label, dessen The Saint hier als „executive producer“ aufgelistet wird. Natürlich werden die, die Sensational kennen, das Album kaufen. Die anderen werden weiter „HipHop“ hören. VÖ: 19.9.

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