Sen Morimoto
DIAGNOSIS
Sooper/City Slang (VÖ: 3.11.)
Ein Kreativitätshurrikan aus jazzig-verzwirbeltem Math-Pop, nicht nur für Hochbegabte.
Chicago bietet einem erlesenen und miteinander befreundeten Kreis von hochbegabten, 93 Instrumente beherrschenden Musikmusterschülern ein Zuhause, darunter der sensationelle NNAMDÏ, der jazzige Man without a Hat sowie der hyperaktive Sen Morimoto. Gemeinsam betreiben sie das Einserschüler-Label Sooper, die Plattform für all ihre Veröffentlichungen. Und wenngleich der in Kyoto geborene Morimoto das Saxofonspiel bei Soul-Legende Charles Neville erlernte, prahlt er damit auf seinem dritten Album DIAGNOSIS nicht.
AmazonEr holt es nur sporadisch aus dem Schrank, wie etwa im Album-Closer „Reality“, und klingt dabei wie ein jazzig-verspulter Thundercat. Ja, das Grundverständnis des Albums entspringt dem Jazz, daneben findet sich schrulliger Math-Pop, ein bisschen Rap, etwas Gitarrengniedelei, immer mit jazzigen Harmonien, die aus ungewöhnlichen, in Layern gestapelten Akkordfolgen entstehen. Doch Morimoto kann auch zarten Pop, wie etwa „Naive“, das beinahe zum Akustik-Track gezähmt wurde.
Der Musiker nennt seine beiden ersten Alben introspektiv, auf diesem will er uns die Welt zeigen. Was ihn zu mehr Komplexität bewog: Er erschafft etwas verzwirbeltes Neues. Der Empfängerkreis für solche Entwürfe ist zwar begrenzt, doch Kreativitätshurrikans wie DIAGNOSIS sollten einem öfter um die Ohren sausen.
Autor: Michael Prenner