Savoy Grand – The Lost Horizon
Der zarte Kammer-Folk-Pop der nordenglischen Melancholiker kennt nur zwei Tempi: Zeitlupe und Super-Zeitlupe.
Also wirklich: Was sich heutzutage so alles EP nennt. „Extended Play‘ also, jenes von Kennern hoch geschätzte Format, das per definitionem nicht mehr Single ist und noch nicht LP. Nehmen wir nur Savoy Grands Neue: the lost horizon nimmt es mit einer Laufzeit von über 24 Minuten mit vielen Beach-Boys-Alben auf. Auch Weezer brauchten für ihr „grünes“ Meisterwerk nicht sehr viel länger. Hm. Beach Boys. Weezer. Da ist der Übergang zu den manischen Melancholikern aus dem Vereinigten Königreich nicht einfach. Darum schenken wir ihn uns, den Übergang, und erklären das, was Graham Langley und Kieran O’Riordan – lan Sutton und Oliver Mayne sind nicht mehr dabei hier in vier zauberhafte Songs gegossen haben, kurzerhand zum verführerischsten und unwiderstehlichsten SloMo-Gegaukel seit dem famosen burn the fur-NiTURE-Album aus dem Jahre 2002. „Reason To Love“ist ein folkiges Schweben zu sachtem Schlagwerk, in das sachte Pianotropfen von „Between Two Rivers“ stiehlt sich ein einsames Frenchhorn, beim zarten, nur von Stimme und Akustikgitarre getragenen „Life By The Roadside“ stellen sich die Härchen am Arm ehrfurchtsvoll auf, während das epische „From The Gold Hotel“ die Grenze zwischen Tag und Traum aufhebt. Sagen wir so: Wenn Savoy Grands nächste LP hält, was diese EP verspricht, dürfen wir ein Werk erwarten, das einzig in Talk Talks spirit of eden seinesgleichen haben wird.