Ryan Adams And The Cardinals :: Cardinology

Zwei Schritte vor, einer zurück: Ryan Adams spielt Radio Rock.

Das ist zumindest besser als sein letztes Album easy tiger. Es ist zum Haareraufen. Da hat Ryan Adams immer noch nicht das versprochene Box-Set mit unveröffentlichtem Material fertig gestellt (darunter die Perlen suicide handbook und 48 hours), nimmt stattdessen aber ein weiteres mainstreamiges Rock-Album auf. In seinem Blog veröffentlicht er derweil wie besessen unter dem Namen „Sad Company“ experimentelles Material, was ein wesentlich besseres Album abgegeben hätte. Wir wollen aber fair bleiben: cardinology ist zumindest besser als easy tiger, welches nach dem großartigen 29 wie ein zynischer Kommentar an seine Plattenfirma wirkte. Trotzdem bleibt der Negativtrend hin zum durchschnittlichen US-Rock deutlich spürbar:“Let Us Down Easy“ und „Magick“ wirken wie B-Seiten vorangegangener Werke, kranken an Ideenlosigkeit und fehlenden Höhepunkten. Gleichzeitig legt Adams in Songs wie „Like Yesterday“, „Fix It“ und „Stop“ genug Gefühl, um den Hörer für sich zu gewinnen. Und auch wenn das Album mit jedem Durchlauf ein wenig gewinnt, gelingt es den neuen Songs nie, ganz zu überzeugen. Die Cardinals spielen unaufgeregt im Hintergrund, das ausgefeilte, präzise Spiel der ersten Kollaborationen geht in etwasaltbackenem Countryrock unter. Adams sonst angenehm uneitle Texte wirken ziemlich hölzern, in den Balladen neigt er gar zu Kitsch und Selbstplagiat. Es fehlen die ausgefeilten Strukturen von cold roses, die Intimität von love is HELL, die Vielfalt von cold, die Konsequenz von jacksonville city nichts und die lyrische Brillanz von 29. Was bleibt, ist ein ganz nettes, aber beileibe nicht weltbewegendes Mainstream-Rock-Album, das sich, bei aller Liebe zum Künstler, wie ein Übergangswerk anhört.