Rusconi – It’s A Sonic Life

Es geht völlig in Ordnung, den artsy fartsy Anspruch von Sonic Youth richtig scheiße zu finden. Dieses clever gemeinte Anbiedern an die Mainstream-Kunst- und Modeszene. Wir aber sagen, diese Band ist trotz Gerhard Richter und Marc Jacobs der von Mittelmaß umspülte Qualitätsfels in der Brandung der populären Musik. Und das seit bald 30 Jahren. Es ist ein alter Hut, dass Sonic Youth als Band und deren Mitglieder als Solisten in unzähligen Nebenprojekten mit eher unmainstreamigen Musikern aus Jazz, Avantgarde, Improvisation und Neuer Musik zusammenarbeiten. Das Interesse von der anderen Seite am songorientierten Werk von Sonic Youth ist aber relativ neu.

Das Schweizer Piano-Trio Rusconi interpretiert auf IT’S A SONIC LIFE elf Songs von Sonic Youth (plus drei Eigenkompositionen) – stilistisch circa mittlere bis späte sechziger Jahre, als die radikale Freiheit in der Musik John Coltranes und Pharoah Sanders‘ einer flirrenden, spirutell-psychedelischen Offenheit gewichen. Ein Stück wie „The Destroyed Room“ bleibt auch in der Version von Rusconi Rock. Weil aber die Musik von Sonic Youth gleichberechtigt von Song und Sounddesign lebt, extrahieren Rusconi oft einzelne Phrasen und Elementarteilchen aus dem Gesamtkontext, an denen sie sich dann abarbeiten. IT’S A SONIC LIFE ist eine Fantasie über die Musik von Sonic Youth und steht somit in der großen Jazztradition der Reinterpretation.