Rumer :: Seasons Of My Soul

Atlantic/Warner

Die britische Newcomerin beherrscht die Kunst der sanften Pop-Verführung.

Man kann sich in diesen Zeiten ja vor neuen Sängerinnen, die alle das nächste große Ding werden und dabei unglaublich echt sein sollen, kaum mehr retten. Da läuft man schon mal Gefahr, den Überblick zu verlieren. Jetzt ist zur Abwechslung Rumer an der Reihe. Sie ist 31 Jahre alt und hat als Musikerin mehrfach erfolglos Anläufe unternommen, bis es im letzten Jahr endlich klappte. Mit ihren gefühlvollen Songs hat sie den Geschmack von Burt Bacharach und Tony Blairs ehemaligem Stellvertreter John Prescott getroffen. Das darf man durchaus als Kompliment verstehen, denn beide Herren sind nicht dafür bekannt, sich von jeder Pop-Kandidatin blenden zu lassen. Die hier gefällt ihnen, weil sie für „quiet is the new loud“ steht. Rumer dreht nicht auf, geht nicht auf die Barrikaden und wird nie hysterisch. Sie versprüht unaufgeregten Charme, mag Balladen über alles, hat einen leichten Jazz-Einschlag, lässt auch mal auf einen Touch Folk und Country zu und grüßt in „Aretha“ die Große des Soul. Man muss bei ihr an Tracey Thorn denken, vor allem aber an die warme Ausstrahlung von Karen Carpenter. Rumer ist wirklich mit Talent gesegnet und ihr Album ist eine Wohltat.

Story S. 27; CD im ME S. 19