Ron Sexsmith – Retriever
Unter sprunghaften und geistlosen Gemütern finden sich selbstredend nicht wenige, die den Songschreiber Ron Sexsmith auch nach sechs sehr guten bis grandiosen Alben plus einer Raritäten-Sammlung überhaupt nicht kennen. Einige von denen, die das beachtliche Werk des Kanadiers allenfalls nachlässig gestreift haben, kamen mit dem stümperhaftesten Katalog von Vorwürfen nach Hause, der besagte, dass Sexsmith ein Langweiler sei, der aussehe wie ein dickes Kind, eine doch eher weinerliche Stimmlage habe, ebenso traurig gucke und auf einem seiner Albumcover ein Ahornblatt in die Luft hält. Es gibt coolere Typen als Ron Sexsmith (James Taylor ist es nicht), aber zeigen Sie mir nur einen einzigen, der es mit diesen Songs hier aufnehmen kann. Von „Strawberry Blonde“ über „Cheap Hotel“ bis hin zu „For A Moment“ hatte Sexsmith auf all seinen Platten kleine Klassiker, doch nie zuvor in dieser Fülle und Reichhaltigkeit wie auf retriever: „How On Earth“ greift textlich völlig unironisch mit einer The-Smiths-Melodie ans Herz, „For The Driver‘ ist rührend in seiner Einfachheit (und meinetwegen auch Gutgläubigkeit), während „Imaginary Friends“ und „Wishing Wells“ einen sicheren Platz unter Ron Sexsmiths meisterlichsten Stücken einnehmen..,/ know the feeting that’s written on your face / Where you don’t seem quiteyourself/You’re all out of place / I know it well“ singt Sexsmith auf „I Know It Well“ eben nicht larmoyant, sondern mitfühlend, aufmerksam, empathisch. retriever ist die Rache des Langweilers und unter all den Meisterwerken dieses uncoolen Troubadours und herausragenden Sängers das größte.
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