Roger Waters
Is This The Life We Really Want?
Columbia/Sony
Botschaft an David Gilmour: This is the Pink Floyd we really want.
Mindestens einen Augenblick auf diesem Album gibt es, in dem der Gedanke sich aufdrängt, dass der Alte jetzt komplett verrückt geworden ist. Bei den ersten Klängen von „A Bird In An Gale“ beispielsweise, wo ein technoides Bollern im Unklaren lässt, ob wir uns auf einem Gefechtsstand oder im Club befinden. Dabei zeigen diese Augenblicke nur, dass in Roger Waters – 46 Jahre, nachdem er von Syd Barrett das Ruder bei Pink Floyd übernommen hat und 25 Jahre nach seinem letzten regulären Album – mit 73 noch immer jener zerquälte und zugleich zärtliche Geist waltet, der uns „Atom Heart Mother“, „Welcome To The Machine“ oder „Sheep“ geschenkt hat.
Und es ist alles hier, von den exzessiven Field Recordings (hechelnde Hunde, pumpende Herzen, tickende Uhren, schreiende Möwen, Stimmen aus dem Fernseher, auch die von Donald Trump) über hypnotische Bassläufe und weibliche Chöre bis hin zu gleißenden Keyboardflächen. Allein die E-Gitarre ist weitgehend verbannt, ersetzt durch ein filmisch auftretendes Orchester aus Streichern und Bläsern. Spürbar die ordnende Hand von Produzent Nigel Godrich (Radiohead), spürbar auch der Ingrimm, mit dem Waters heiser den Zustand der Welt beklagt. Düster und versöhnlich zugleich. Pink Floyd, wie sie 2017 klingen sollten.