Rocko Schamoni & L’Orchestre Mirage

Die Vergessenen

Staatsakt/Caroline/Universal

Live-Revue als Album: Orchester-Pop, der dann gelingt, wenn das Original auf Rocko Schamonis Niveau liegt.

Jeder hat so Lieblingslieder, denen man wünscht, mehr Gehör zu finden. Stattdessen läuft überall immer nur Bruno Mars! Also, ran an den Superspeck, am besten mit großem Besteck. Rocko Schamoni präsentiert DIE VERGESSENEN, eine Revue von Liedern, von denen er will, dass sie wieder gehört werden. In der idealen Welt läuft eine solche Show im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, schließlich folgt Rocko Schamoni hier einem – wenn auch recht subjektiven – Kulturauftrag. Doch selbst für eine große Live-Gala im Rahmen der Ruhrfestspiele fehlte im vergangenen Jahr das Geld. Aber der Mann ließ sich nicht mehr bremsen: Er spielte vereinzelte Konzerte und zog dann ins großzügige Hamburger Clouds Hill Studio, wo genug Platz für das Orchester Mirage zur Verfügung stand. Es gibt auf DIE VERGESSENEN tatsächlich Momente, bei denen das Glück einer besseren Parallelwelt greifbar erscheint. „Loswerden“, das geniale Stück von Tilman Rossmys Regierung, ist in dieser Opulenz ein großer Genuss. Wichtig: Dies ist kein Easy-Listening-Projekt, es hat nichts mit Mike Flowers Pops und ähnlichem 90er-Schabernack zu tun. Schamoni hält nur selten ironische Distanz zum Original, das Lied „Morgenlicht“ von Ton Steine Scherben behält seine Kampfbereitschaft, „Das Zelt“ vom Jeans Team schwingt ordentlich und nicht onkelhaft, die Körpersaftkomposition „Rom“ von Saal 2 hat ein besonders hübsches Arrangement verpasst bekommen. Während Schamonis Interpretationen der Lieder aus seinem eigenen Umfeld gelingen (er schnappt sich auch Stücke von Guz, F.S.K. und Christiane Rösinger), verliert Manfred Krugs „Früh war der Tag erwacht“ seinen Charme, weil Schamoni hier nicht interpretiert, sondern imitiert. So eine gute Stimme hat er jedoch nicht.