Rocklexikon von S. Schmidt-Joos &W. Kampmann

In den 35 Jahren seit der ersten Ausgabe hat das „Rocklexikon“ Generationen von Fans und Kritikern unschätzbare Dienste als Wegweiser durch die stetig zunehmende Vielfalt und Unübersichtlichkeit der Popwelt gewiesen. Die Urautoren Schmidt-Joos und Barry Graves setzten Maßstäbe für den Musikjournalismus, aber vor allem die dritte Fassung (1998) litt unter mehr Lücken als Inhalt. Nun ist das längst zweibändige Lexikon fast doppelt so dick; die inhaltlichen Lücken sind nicht mehr so zahlreich, aber noch immer gravierend: Vergeblich sucht man so bedeutende Acts wie Arcade Fire, Jim O’Rourke, Supergrass und LCD Soundsystem. Dafür erstreckt sich etwa der Eintrag zum Latinpop-Beau Ricky Martin auf fast vier und der über die gewiss talentierte Soulpop-Novizin Joss Stone auch auf mehr als drei Seiten. Im Ehrgeiz, die Einträge zu den großen Alten (Dylan. McCartney etc.) zu wahren Minibiografien zu machen, kommt den Autoren gelegentlich der erzählerische Bogen abhanden; sie leisten sich Geschwätzigkeiten etwa über Yellow-Press-Details (z.B. das Vorleben der zeitweiligen McCartney-Gattin Heather Mills), die der Leser von einem seriösen Nachschlagewerk wirklich nicht wissen will. Meist aber ist das Textniveau unter deutschsprachigen Poplexika einzigartig und das Werk eine zwar nicht erschöpfende, aber erhellende Gesamtschau der Popszene seit 1954.

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