Robin Williamson – Myrrh
Obwohl selbst Robert Plant immer wieder von der Incredible String Band schwärmt, wird ihr Einfluss weiterhin verkannt. Robin WiUiamson und Mike Heran begannen mit konventionellem Folk mit Gitarre und Fiedel. Dann aber warfen sie einen Haufen exotischer Instrumente in den zunehmend psychedelischer schmeckenden Eintopf und endeten bei einer Pick & Mix-Musik, die vom Geist her die Samplekunst des TripHop vorwegnahm. So um 1970 herum wurden die ersten Brüche zwischen Heron und WiUiamson spürbar. Heran reagierte mit einem hitparadenfreundlichen Soloalbum, auf dem John Cale und The Who mitrockten. Williamson kredenzte MYRRH. eine merkwürdige und zeitlos wirkende Melange aus Chanson, keltischer Bardentradition und mitteleuropäisch anmutender Melodik. Wirklich ferne Welten klangen nur auf dem Cover an, auf dem das Ägyptische Totenbuch zitiert wurde. Auf dem Album beschränkte Williamson sein Instrumentarium vornehmlich auf europäische Gitarren, Geigen, Oboen. Bouzoukis, Celli, Klaviere sowie da und dort Drums und Pedal Steel-Gitarre. Die Resultate wirken kein bisschen weniger eigenwillig. Die oft ungewohnten, ja dissonanten Harmonien geben dem Album sogar eine handfeste Kraft, die man bei den virtuosen, charmanten Hirngespinsten der ISB manchmal vermisste. Dabei ist auch MYRRH stilistisch sehr vielfältig. Am einen Ende des Spektrums steht das gespenstische „The Dancing Of The Lord Of Weir“ mit der ungewöhnlichen Kombination von Dudelsack, Gong, Maultrommel und Bouzouki, am anderen die kammermusikhafte Inszenierung des James-Joyce-Gedichtes „Strings In The Earth And Air“ und die mysteriöse Gitarrennummer „Cold Harbour“. MYRRH ist ein Kleinod exzentrischer Songschreiberkunst.
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