Rmgsgwandl – Der schärfste Gang

Ringsgwandl ist der durchgedrehte Bürger, den das alltägliche Leben ähnlich befremdet wie einen Alien ein Großraumbüro. „Schenk ma no an Wodka ei, de Welt is kompliziert“, stöhnt er im ersten Stück, einer wohl von Dylans „Political World‘ inspirierten Paraphrase. Aber wo Dylan die Welt mit der Distanz des apokalyptischen Poeten beschreibt, zerfällt sie bei dem Reichenhaller Ringsgwandl in tausend Einzelexistenzen-. Der eine schlägt seinen Hund, der andere schreibt ein Buch, das keinen interessiert, der nächste zündet Bomben. Schwierig, schwierig. Die Risse im Gefüge kittet nur der Suff. Ähnlich wie Zappa. macht auch Ringsgwandl gerne die Bräsigkeit der Gegenkultur zum Ziel des Spottes. „Feng Shui Liadl“ gießt nette Häme über die anstrengenden Kameraden, die in ihrer Wohnung den Energieströmen hinterherschnüffeln. Und in „Der Konsumverweigerer“ stellt sich Ringsgwandl selber aus als einer, der die Bürste dem Duschgel vorzieht und die Kleider im Second-Hand-Laden kauft. Mit der Grätsche zwischen Zither-Volksmusik und wehmütigem Country entfernt sich das Stück aus der puren Witzigkeit und rahmt die Stimme eines Sängers, der mit hängenden Schultern auf sein, trotz Make-up und schiefen Klamotten, grundnormales Leben blickt. So reizvoll das Bekenntnis der eigenen, alternativ übermalten Spießigkeit ist, in anderen Momenten feilt sie dem Album die Spitzen stumpf. Ob im Lied über die Vroni von der verkehrsberuhigten Zone oder seinem Gegenvorschlag zur Geburtenkrise, „lass uns die Wasch versaun, lass uns das Bett ruinieren“, der Abgrund wird gerne mit dem leichten Spaß aufgefüllt. Das Bizarre ist zum leicht Spleenigen gedimmt, das die Band mit feiner Zurückhaltung, aber einer Bandbreite zwischen Folk und Funk, begleitet. Ein gut hörbares Album ist Ringsgwandl gelungen, aber keines, das einem die Schuhe auszieht und in die Zehen beißt.