Rhythm King And Her Friends – The Front Of Luxury

I Am Disco hieß das Album, das Linda Wölfel, Pauline Boudry und Sarah John vor drei Jahren als Rhythm King And Her Friends veröffentlichten. Es holperte und stolperte wie selbstverständlich über Drumcomputerbeats, es hatte die eine oder andere Popmelodie und verstand sich als eine Kollektion feministischer Manifeste in Songlänge. „File under electro/alternative“ war auf dem CD-Rücken zu lesen. Für die zehn Tracks auf The Front Of Luxury müsste man den Wahlberlinerinnen ein paar Bindestrich-Monster unterjubeln: Queer-Wave-Disco, Stereolab-On-Bubblegum, Ambient-Grime, Electro-Psycho-Folk mit Texten in drei Sprachen, die Liste ließe sich in die Länge ziehen. Wölfel und Boudry, die Rhythm King heute allein bestreiten, werkeln auf dieser Platte an einer urbanen Pop-Musik für eine bessere, freiere Gesellschaft. Eine freiere Gesellschaft braucht freiere Musik: The Front Of Luxury wird zu einem Schmelztiegel der Stile und Stimmungen, in dem Beat und Experiment sich zu temporär swingenden Koalitionen zusammenfinden und wieder auflösen. Eine Platte ohne Zentrum, aber mit Zielrichtung:

„You gotta reach out and touch someone‘ („Communicate“). Zu zweit können die Rhythm Queens uns in Trance schaukeln. „Talkin‘ About Words“ ist so ein in sich selbst drehendes Stück, das man vielleicht von Electrelane, aber nicht von Linda Wölfel und Pauline Boudry erwartet hätte. Überraschung heißt ihr Girlfriend.

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