Rev Run – Distortion

Man muß nicht lange raten, wer das hier ist. Der Mann stellt sich selber vor: „It’s the reverend, the first platinum-status rappresident“. Klingt im ersten Moment vermessen, ist aber zutreffend. Er ist derjenige, für den das „Run“ in Run DMC stand, der mit bürgerlichem Namen Joseph Simmons heißt und Bruder von Rap-Mogul und Def-Jam-Mitbegründer Russell Simmons ist. Mittlerweile ist er nicht mehr ganz so sehr auf das Musikgeschäft fixiert. Schon vor Auflösung von Run DMC vor drei Jahren war Simmons als Geistlicher in göttlicher Mission unterwegs. Damit das nun jeder merkt, nennt er sich Rev Run. Was die Musik angeht, hat man aber nicht das Gefühl, daß sich seit den Tagen von raising hell viel verändert hat. Die Beats poltern verhallt, zwischendurch ertönen die Akkorde von „Sweet Home Alabama“ und Joan Jetts „I Love Rockn’Roll“. Jesses Maria! Abgegriffener ging es wohl nicht. Auch sonst ist vieles wie damals. Run rüpelt laut und überdreht ins Mikro und bedient sich manchmal einer Sprache, die gemessen an der heutigen Terminologie in der Rap-Welt schwer antiquiert wirkt: „I’ve got rhythms so def and rhymes galore, rhymes that you never even heard before!“ Da denkt man doch sofort an die Sugarhill Gang. Trotz erdrückender historischer Parallelen hat die Platte während ihrer unverschämt kurzen Spieldauer von 23 Minuten (!) gewisse Momente. „I Used To Think I Was Run“ ist eine passabel tönende Visitenkarte und in „High And Mighty Joe“ funktioniert der Dialog zwischen Glauben und Groove. Am Ende ist man aber zwiegespalten: Ist es bloß eine platte Parodie oder doch geniale Idiotie?

www.revrun.com