Ray Charles :: The Complete Atlantic Years 1952-59

Das konnte bei dem derzeitigen Rummel nach Ray Charles‚ Tod und der abgefeierten Filmbiographie ja nicht ausbleiben- seine Pionierjahre beim legendären Rhythm’n’Blues- und Soul-Label Atlantic. Jene Firma, die den Pianisten, Sänger und Komponisten 1952 aus einem lokalen Vertrag mit Swingtime aufkaufte, leert die Archive mit einem geradezu unglaublichen Box-Set in Form eines Kofferplattenspielers. Es ist schon Ironie des Schicksals, daß Charles 1959 – als er mit the genius of Ray Charles, seinem letzten Album für Atlantic, zwischen Big-Band-Arrangements und einer bis an die Grenzen des Kitsch gehenden Streicherflut gerade sein kommerziell erfolgreichstes vorgelegt hatte, das ihn beim weifien Publikum etablierte – ausgerechnet wegen eines hochdotierten Angebots von der Konkurrenzfirma ABC/Bluesway seine Mentoren, die Ertegun-Brüder, im Stich lief). Jahrelang hatten die in den blinden Musiker investiert – ohne rechten Erfolg und den Durchbruch auf dem lukrativen Popmarkt in Sicht. Doch der Stern des später jahrzehntelang heroinsüchtigen Charles sollte erst so richtig aufgehen, als weiße Popgrößen wie die Everly Brothers, Joe Cocker, Steve Winwood. Bette Midler und Harry Nilsson entweder seine Songs coverten oder den Meister stimmlich imitierten. Daß der gegen seinen Willen als Genie apostrophierte Charles auch erst einmal sein Handwerk erlernen mußte, zeigen einige eindrucksvolle Beispiele der üppigen 155 remasterten Titel, darunter 35 seltene respektive unveröffentlichte Tracks: Demo- und Rohfassungen der ausgiebig dokumentierten „Rehearsal Sessions“ von 1953, die einen keineswegs souveränen, seine Hausaufgaben solide absolvierenden Künstler präsentieren. Einblicke in die Hexenküche des Showgeschäfts offerieren auch die beiliegende Bonus-DVD mit einem unglaublichen Auftritt beim Newport Jazz Festival 1960 und tief in die Materie eintauchende Interviews diverser Wegbegleiter im Booklet.

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