Rare Soul

Immer länger wird die Pophistorie, immer weiter zurück liegen die Grundlagen für Stil-Revivals, immer älter wird das in Coverversinnen und Sample-Zitaten verarbeitete Material. Um aktuelle Produktionen adäquat zu verstehen, muß der Interessierte mehr und mehr Informationen aus unterschiedlichsten historischen Zusammenhängen abrufen können. Was wäre da hilfreicher als umsichtig zusammengefaßtes Wissen im Lexikonformat? „Rare Soul bietet einen exakt und umfassend recherchierten Überblick über die afroamerikanische Musik der späten 1950er bis Mitt-80er, und zwar aus dem Blickwinkel der europäischen Soul-Szene, die im England der späten 60ern ihren Ausgang nahm; der Fokus liegt jedoch nicht auf szenemäßiger Abgrenzung und Selbstbeschäftigung, sondern auf Integration möglichst aller relevanten Künstler. Werke und Strömungen. Die besondere Leistung des Buchs ist, auch die Geltung der zahllosen unbekannten Künstler rauszuarbeiten. Dabei gehen die Autoren weder schematisch-chronologisch vor, noch erschöpfen sie sich in einer subjektiven Auswahl von Einzelheiten und Anekdoten; vielmehr formen sie aus der Faktenfülle plastische Lebensbilder mit fachlich fundierten Kurzanalysen von Stücken und Interpretationen. Das macht das Buch für Eingeweihte und Laien interessant, auch weil Ausgangspunkt und Hauptaugenmerk auf der Rezeption liegen-vom Umgang der Szene mit der Musik, der Verehrung für die Musiker, bis zum Einfluß des Soul auf den neueren afroamerikanischen und europäischen Pop. So richtet das Lexikon seine Perspektive zurück und nach vorne und ist wertvoller Baustein und zugleich Werkzeug für die Geschichtsschreibung des Pop.

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