R.E.M. – Perfect Square – Live In Germany DVD
Wenn die größte Alternative-Rockband der 80er Jahre in die Stadt kommt, hegen ihre Fans klare Erwartungen. Die Anhänger wollen die Hymnen hören; da spielt es keine Rolle, dass R.E.M. sich stets als experimentierfreudige Musiker präsentieren. Genau diesem Wunsch entsprachen die Mannen aus Athens. Georgia am 19. Juli 2003 in Wiesbaden. Ort dieser Aufzeichnung. Profis durch und durch, lassen sie sich nicht anmerken, ob sie das reine Reproduzieren nun befriedigt oder unterfordert. In dieser Nacht gibt sich Michael Stipe freundlich, doch unnahbar wie immer; Mike Mills erstrahlt in der Rolle des Sunny Boys, während Peter Bück sich konsequent auf die Musik konzentriert. Der jugendliche Enthusiasmus von früher ist einer Art ritualisierter Freude gewichen, in der Michael Stipes Stimme zerklüfteter, heiserer und wärmer als je zuvor klingt. Zusammen spulen die Veteranen das Programm ab, das über weite Strecken ihrem zweiten Best-Of-Album entspricht, das es zu promoten gilt. An neuen Titeln erklingen die rüstige Single „Animal“, das Bush-kritische ‚Bad Day‘ sowie das muntere „The Great Beyond“ (aus dem man on the moon-Soundtrack). Ansonsten folgen die Alt-Rocker der geschäftstüchtigen Devise „Gebt dem Volk, was es will“. Und so erklingen in dieser lauen Sommernacht, in der sich zahllose luftig bekleidete, junge Mädchen in den ersten Reihen drängeln, „What’s The Frequency Kenneth?“, „Orange Crush“. „Losing My Religion“, „Everybody Hurts“, „Ifs The End Of The World As We Know It“ und all die anderen, nur das aus unerklärlichen Gründen in Ungnade gefallene „Shiny Happy People“ fehlt, wie auch auf dem Doppel-Album. Filmisch schließt sich perfect Square der musikalischen Linie an; aus den altgewohnten Kamerapositionen wird einfach routiniert draufgehalten. Eine individuelle Handschrift von Regisseurin Julia Knowles ist nicht zu erkennen. Immerhin kommt die freundschaftliche Atmosphäre dieses Sommernacht-Konzerts rüber, in der das Publikum selbst kleinste Gesten des rätselhaften Charismatikers am Mikro dankbar aufsaugt. Auf der Vorab-DVD für die Presse fehlen jegliche Extras; Warner Visions verspricht indes weiteres Dokumentarfilm-Material als Bonus. So kann hier leider nur das Fazit des Konzertfilms gezogen werden: Business as usual auf professionellem Niveau.
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