Queen

QUEEN I (LIMITED SUPER DELUXE COLLECTOR’S EDITION)

EMI/Universal (VÖ: 25.10.)

Gewaltige, aber auch kontrovers überarbeitete Wiederveröffentlichung zum 51. des wenig beachteten Debüts der Bombastrock-Königinnen.

Ganze fünfmal wurde „Keep Yourself Alive“, die Leadsingle aus Queens Debüt von 1973, von der BBC für einen Radioeinsatz abgelehnt. Der Anlauf sei zu lange. Tatsächlich setzen die Drums erst kurz vor der 30-Sekunden-Marke ein, der Gesang danach. Was dann kommt, ist allerdings ein Song, der bereits alles vereint, was die Band später auszeichnen sollte: Mercurys frivoler Gesang, Mays warme, mehrschichtige Gitarren und die zahlreichen Händchen für unverschämt eingängige Melodien. Die brachiale wie mitreißende Nachfolge-Single „Liar“ erschien dann nur in den USA und Neuseeland, wo sie weitgehend unbeachtet blieb.

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Dies zu ändern, ist nun mit einjähriger Verspätung nach dem goldenen Jubiläum ein Boxset angetreten, bestehend aus einer LP, einem 108 Seiten starken Buch und sechs CDs. Zu deren Highlights zählen BBC-Sessions, bisher un- veröffentlichte Live-Versionen von „Jesus“ und Bo Diddleys „I’m A Man“ vom August 1970 sowie von „Doing All Right“ und – Sensation, Erstveröffentlichung des Songs – dem legendären Hardrocker „Hangman“ von der San-Diego-Show im März 1976. Außerdem wartet die Box mit einer Disc voll unveröffentlichter Outtakes auf, inklusive abgebrochener Songs und amüsanter Zwischenrufe wie dem an Mercury gerichteten „It was you, Bulsara!“. Farrokh Bulsara sollte sich von seinen Zeilen des QUEEN I-Stücks „My Fairy King“ („Oh, Mother Mercury / Look what they’ve done to me) zu seinem Künstlernamen inspirieren lassen, den er hier auch in „Liar“ aufgreift: „I have sailed the seas / From Mars to Mercury“.

Ein stolzer Beleg dafür, dass Queen von Anfang an Champions of the World hätten sein können

So weit, so sehr schön und sehr gut. Doch für zahlreiche Aufschreie in der Fangemeinde sorgte die Überarbeitung des Original­albums, der neu abgemischte, remasterte „2024 Mix“. Erfreulich ist zwar die Wiederherstellung der ursprünglichen Tracklist: Das schwungvolle „Mad The Swine“ – erst 1991 als B-Seite von „Headlong“ veröffentlicht – fiel damals einer Meinungsverschiedenheit zwischen der Band und einem der Produzenten zum Opfer und glänzt nun an vierter Stelle. Auch völlig klar geht, dass Roger Taylor seine Schlagzeugspuren korrigieren durfte. Von jeher beklagte er den „trockenen, ziemlich fetten, toten Sound“.

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Aber dass auch Mercurys Vocals angetastet und per Auto-Tune verschlimmbessert wurden? Kein Mensch kann oder sollte so perfekt singen wie in dieser Neufassung. Diese Versionen rauben den Songs ihre Seele und sind so unheimlich nahe an den von KIs generierten „Queen“-Songs wie „Pray To You“ und „Reaching For The Stars“, die uns seit Wochen auf YouTube heimsuchen. Abgesehen von diesem nicht unerheblichen Makel ist diese Box stolzer Beleg dafür, dass Queen von Anfang an Champions of the World hätten sein können.

Welche Alben im Oktober 2024 noch erschienen sind, erfahrt ihr über unsere monatliche Veröffentlichungsliste.