Queen + Paul Rodgers

The Cosmos Rocks

Rock: Ein Schwindel. Und ein Armutszeugnis. Und ein endgültiger Abschied.

Was Queen zu einer der größten Rock- und Pop(!)-Bands aller Zeiten machte, waren verschiedene Dinge: Sie konnten spielen wie wahnsinnig gewordene Götter, sie hatten einen Witz, der weit jenseits von Gut und Böse und p.c. und überhaupt allem zündete, und sie waren besessen von Glam-Flamboyance, von künstlerischem Irrwitz, dem Willen, immer dann, wenn vernünftige Menschen (egal ob auf Musik oder Ausschweifungen bezogen) sagen „Um Gottes Willen, das geht nicht!“ zu antworten: Dann erst recht! Dann machen wir NUR das, was nicht geht! Queen haben nicht nur das gemacht, was nicht geht, aber vor allem das. Wenn sie mal was ernst meinten, war es meist angenehm bescheiden, nachdenklich, unspektakulär, vgl. „Sleeping On The Sidewalk“, aber das kam nicht oft vor. und ab und zu ging es auch daneben. Das mit Witz und Ernst ist die crux: Wenn man Queen auf falsche Weise ernst nimmt, wenn man zum Beispiel „We Will Rock You“-Aufmärsche ohne mindestens betrunkenes Kichern veranstaltet, landet man sehr schnell bei einer merkwürdigen Art von Faschismus, der der Band oft genug und immer zu Unrecht vorgeworfen wurde. Immer? Sagen wir: solange es Queen gab. Man mag streiten, ob es nach „Radio Gaga“ Queen noch gab-freilich, schöne Songs gab es weiterhin, aber der Witz war nur noch punktuell zu finden. Jetzt haben wir es mit einer..Band“ zu tun, deren künstlerisch treibende Kraft seit 17 Jahren tot ist und die – nun ja, „rocken“ will, irgendwie, ohne jeglichen Anflug von Witz, ohne Bullshit-Detektor, ohne Songwriting, mit einem Sänger, der dem echten Queen-Fan nach ungefährein paar Sekunden Jammertränen in die Augen treibt, wenn er auf den ersten Wummsti-Powerakkord pawlowhündisch mit einem komplett unironischen „Heyyeaht Wehehell‘. AIright!“-Geröhre reagiert. Uff. Nein, das ist nicht Queen. Das ist auch kein Rock, sondern irgendein krudes, aufgeblasenes, widerwärtiges Schieimzeug, das anständige Menschen nicht in ihrem Hausdulden,schon des gotterbärmlichen Phrasenkotzschwalls von“Rock’n’Roll never dies“ bis „such it to me“ und „music makes the world go round“ wegen. Das sind zwei Männer, die mal bei Queen waren, und ein Mann, der mal bei Free war (einer ebenfalls sehr guten Band). Und über die man sagen muss:Sorry. they’ve lost it, completely. Wahrscheinlich schon lange bevor Queen ein „letztes“ Album als made in den heaven bombierten, aber inzwischen mit Sicherheit. Das mag man damit rechtfertigen, dass ein global erfolgreicher Hamburgerfabrikant, dem die Zutaten ausgegangen sind, notfalls Altpapier mit Seife und einem Schuss Schmieröl als Hamburger verkaufen muss, weil irgendwas müssen die Leute ja mampfen. Das gilt aber nicht: Der Hamburgerbrater könnte ebenso gut einsehen, wie schändlich sein Tun ist, und das könnten die grundsympathischen Herren May. Taylor und Rodgers auch. Dass sie es nicht tun, darf man ihnen sehr wohl vorwerfen, weil sie damit nicht nur sich selbst auf peinliche Weise bloßstellen, sondern uns alle und vor allem den toten Freddie Mercury, und das ist ekelhaft, und das tut man nicht, pfui.

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