Pusha T :: Fear Of God II: Let Us Pray
Eine Hälfte des HipHop-Duos Clipse nimmt uns jetzt im Alleingang ins Gebet.
Er hätte sich zurücklehnen und alles erst einmal sacken lassen können. Das wäre eine völlig normale Reaktion gewesen. Zusammen mit Bruder Malice hatte er sich unter dem Namen Clipse ein Jahrzehnt lang ganz schön ins Zeug gelegt, doch bis auf ein Zwischenhoch mit Lord Willin‘ sprang für den Einsatz rein pekuniär betrachtet nicht viel heraus. Da darf man schon mal ernüchtert sein. Aber Terrence Thornton alias Pusha T ist Rapper, er kann den Mund nicht einfach halten. Er braucht das Ventil der freien Rede. Zumal es seiner Meinung nach um seine Lieblingsmusik nicht sonderlich gut bestellt ist. „Hip hop bores me, hustlers applaud me, too much school boy, not enough rude boy“, reimt er. Über die Richtigkeit dieser Aussage mag man geteilter Meinung sein, aber klar ist, dass die Verweichlichung, wenn sie denn da ist, durch den Beitrag dieses Mannes nicht weiter voranschreitet. Fear Of God II: Let Us Pray ist einerseits eine grimmige Angelegenheit. Pusha T gestattet einen Einblick in das Leben in der Unterwelt und parliert über Knarren (die man sogar hört), Klunker und Kurtisanen. Es bleibt aber nicht bei der Dunkelkammer-Rhetorik, das reine Schwarzsehen überlässt er dann doch lieber Mobb Deep. Überzeugend ist das Album deshalb, weil das von Kanye Wests letzten Taten bekannte Drama offensichtlich auf Pusha T abgefärbt hat und ein gewisses Augenzwinkern immer in Pushas Palaver inbegriffen ist. Hier wird nicht bloß vom Ghetto, sondern auch vom Siegeszug in Las Vegas erzählt. Auch ein Hartreimer darf mal träumen.
Key Tracks: „Trouble On My Mind“, „Body Work“, Raid“
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