Pure Bathing Culture
Pray For Rain
Memphis Industries/Indigo VÖ: 23. Oktober 2015
Mit neuem Produzenten im Rücken klingt es bei dem Dream-Pop-Duo gar nicht so traurig und verregnet.
Irgendwann kommt im Leben einer amerikanischen Indie-Band der Punkt, an dem sich die John-Congleton-Frage stellt. Also die Frage, ob man den US-Indie-Produzenten, der von St. Vincent über Modest Mouse bis zu Swans und Brian Wilson schon mit fast jedem gearbeitet hat, beschäftigen will. Man erreicht ihn dann, wenn man nicht mehr übertrieben auf Eigenheiten bestehen, seinen Sound glätten, aber auch nicht gleich verzweifelt dem Mainstream anheimfallen will. Bei Pure Bathing Culture ist es jetzt so weit.
Daniel Hindsman und Sarah Versprille waren ja ursprünglich in New York ansässig, zogen dann aber an die andere Küste nach Portland. Dort arbeiteten sie für Vetiver und entwickelten privat ihren eigenen Sound inmitten von viel Grün und melancholischen Küstenzügen. Auf Dauer wollen die beiden aber nicht darin versinken, das wird jetzt unmissverständlich klar. Sie haben mit Congleton mehr am Pop- als am Dream-Aspekt gearbeitet.
In „Clover“ kann man sich das wie einst bei The Sundays vorstellen. Hindsman platziert seine schlängeligen Gitarrenlinien präzise, Versprille gibt sich gar nicht verschlossen und der Beat kommt verhältnismäßig schnell in Gang. In „Maximilian’s Ring“ stellt man eine Tendenz fest, die man bei Pure Bathing Culture schon immer unterstellt hat, nämlich eine Vorliebe für den Sound von Fleetwood Mac auf Tango In The Night. Tatsächlich liegen „Little Lies“ oder „Everywhere“, die Hits aus dem Mac-Camp, von dem Geschehen hier nicht so weit entfernt. Ist das schlimm? Nein, denn dieses Paar hatte den Mut, etwas Neues zu probieren und die Musik mehr dem Licht auszusetzen, sogar in einem Song namens „In The Night, In The Peaceful Night“.