PTTRNS
Material und Geschichte
Altin Village & Mine/Morr Music
Feldforschung de luxe – die Wahlberliner suchen in Vermengungen von Jazz, Funk, Disco, Dub und Krautrock einen reizenden Future-Pop.
Material und Geschichte in einem Albumtitel, das ist sehr deutsch. Und wenn deutsche Musiker sich beider Quellen bedienend nach einer Zukunft für den Pop suchen, kann das gut und ungerne in einer stocksteifen Seminarmusik enden. Davor sind PTTRNS gefeit, die zu größeren Teilen in Berlin beheimatete Band erspielt sich ihren Pop über den Groove und produziert heute eine Tanzmusik, die dann doch keine Tanzmusik ist.
Zu Beginn operierten PTTRNS noch aus einem Kraftfeld aus Postrock und Noise heraus, auf ihren bisherigen beiden Alben 2010 und 2013 entstanden dann deutlich rhythmisch orientierte Arbeiten, die sich Pop über Disco und House annäherten. Auf MATERIAL UND GESCHICHTE erkunden PTTRNS jetzt freiere Klangsphären für ihre perkussiven Tracks. Anders ausgedrückt: Disco und Funk suchen sich Verbündete auf dem weiten Feld von Krautrock, Jazz und Dub.
Namhafte Unterstützung bei den Studioaufnahmen
Beteiligt an diesen Sondierungen sind Rabea Erradi (Die Heiterkeit – Saxofon), Sonja Deffner (Die Heiterkeit – Klarinette und Gesang) und Andreas Spechtl (Ja, Panik – Gitarre und Gesang), der auch das Album in Berlin produziert hat. Patrick Hohlwecks Falsett setzt die Spitzen im Soundfluss, die Kollegen fahren gesanglich ruhiger über die Rhythmen. Die wiederum bieten reichlich Variation, von ganz gerade in den ersten zwei Minuten von „Big Sur“, bis hin zu den komplexen Trommeleinheiten im Um-die-Eck-Track „Houses And Numbers“ (der an die späten Palais Schaumburg erinnert).
Die Saxofonspuren von Erradi schicken diese Musik in Jazz-Rock-Kontexte und verweisen auf das Potenzial vergangener Klangerfahrungen. Am Ende ist die anvisierte Zukunft ein Vexierbild, in dem die Zeiten und ihre Bedeutungen in der Lust am konzentrierten Experiment verschwimmen.