Psapp – Tiger, My Friend
Nach ihrem Erfolg mit DARK SIDE OF THE MOON verkrochen sich Pink Floyd 1973 für drei Monate ins Studio, um an dem extrem ehrgeizigen Projekt zu arbeiten, ein ganzes Album ohne Instrumente aufzunehmen – sondern nur mit den Geräuschen, die sich Gegenständen wie Weinflaschen, Spraydosen und Gummibändern entlocken ließen. Aus „Household Objects“ wurde bekanntlich nichts, weil es den Musikern irgendwann „zu dumm“ geworden war. Mehr als 30 Jahre mussten ins Land gehen, bis zerbrochene Eier, brutzelnde Butter und bröselndes Brot ein musikalisches Comeback feiern können. Dabei ist TIGER, MY FRIEND sein experimenteller Charakter überhaupt nicht anzuhören, ganz im Gegenteil. Psapp, ein deutsch-britisches Duo aus dem Produzenten Carim Clasmann und der Sängerin Galia Durant, liefern in erster Linie Songs in der Tradition von Stereolab, Portishead und Isabell Campbell (die Ex-Belle-And-Sebastian-Frau). Das heimelige Knistern und Blubbern im Hintergrund erinnert bisweilen an die zauberhaften isländischen Elektroniker Múm – bis irgendwann auffällt, dass gewisse perkussive Elemente oder das atmosphärische Kolorit der durchwegs melancholischen Melodien nicht am Computer generiert, sondern dem Alltag abgelauscht worden sind. Dabei ist das Geplucker nie akademischer Selbstzweck oder kaltes Experiment, sondern vereint sich mit dem warmen Weltschmerz in Galia Durants Stimme zu einer unwiderstehlichen Symbiose. So spielerisch, fast kindlich der Ansatz im Klang auch sein mag – die süße Schwermut von Stücken wie „Curuncula“ und „Leaving In Coffins“ schafft eine hypnotische Balance, deren Reiz wir uns schwerlich entziehen können. Nicht nur Roger Waters wird dieses Album lieben.
>>> www.psapp.net
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