Prinz Pi :: Rebell ohne Grund
Keine Liebe/Groove Attack
„Der irre Studentenrapper“ (Zitat aus „Wunderkind“) setzt eine eigene Marke: Dieses Album ist ein ausgefuchst getextetes und präzise produziertes Stück Hip-Hop.
Was für ein Song: „Du bist“ heißt das Stück, mit dem Prinz Pi sein neues Studioalbum eröffnet. Es kommt nicht ohne Pathos aus: Zu einer Gitarren-Hookline, die an den Alternative Rock der frühen Neunzigerjahre erinnert, erzählt der Berliner Rapper von einer Liebe, die „die Patrone für mein‘ Kopf in der Kammer der Pumpgun“ sei. Vorm Abdriften in den Kitsch rettet Pi seine Wortgewalt. „Besser Gebell ohne Grund als Rebell ohne Mund“, rappt er. Ist natürlich was dran – Pi bellt meistens klug. Nur manchmal zweifelt man an den Tracks des Berliners, der – das eint ihn mit den Kollegen von K.I.Z. – durch die Berliner Rap-Institution Royal Bunker geschult wurde: Seine „Königin von Kreuzberg“ überschreitet mit ihren Rage-Against-The-Machine-Gitarren die Grenze zum Klischee an einigen Stellen. „Am 1. Mai, am 1. Mai, meine Braut randaliert vor der Polizei. Am 1. Mai, am 1. Mai, meine Braut stürmt als Erste in die Bullen rein“, heißt es hier. Was sich ein wenig dumpf liest, bleibt letztendlich doch im Ohr hängen – weil Pi ein gutes Gespür für die richtige Hookline besitzt und Produzenten wie Biztram an anderer Stelle passgenaue, oft schön analog knisternde Beats beisteuerten. Unbedingt zu erwähnen sind „Der neue iGod“, „Wunderkind“ und „Generation Porno“. Drei Songs, in denen Prinz Pi ohne allzu große Bescheidenheit über sich und seine Zeitgenossen rappt. Die Liebe zum sauber gesetzten Kraftausdruck, aber auch zur seelenvollen Selbstbeweihräucherung ist dabei vor allem deshalb amüsant, weil sie die Platte nicht prägt, weil immer auch Platz für ernsthaftere Themen bleibt, nachzuhören in „x{2020}x{2020}x{2020} für Deutschland“.
Gruff Rhys
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