Prince Jammy :: The Evolution Of Dub Volume 6
Eine Werkschau der frühen Dub-Arbeiten des prägenden Dancehall-Produzenten
Man muss Dub so hören. Nicht als Kurzstrecke, sondern als Marathon. Erst über die lange Distanz stellt sich mit Sicherheit jener Entschleunigungseffekt ein, den diese Spielart des Reggae im Idealfall entwickelt. Zwei Stunden und 24 Minuten, also ungefähr so lange wie ein sehr guter Läufer mit 42,195 Kilometern, ist man beschäftigt mit The Evolution Of Dub Volume 6. Die sechste Etappe der umfassenden Genre-Aufarbeitung ist Prince Jammy gewidmet, einem der Schüler des legendären Dub-Erfinders King Tubby. Lloyd James, wie er bürgerlich heißt, sollte Mitte der Achtzigerjahre der prägende Produzent der Dancehall-Revolution werden. Aber diese vier CDs versammeln ausschließlich Arbeiten aus der Ära vor der Digitalisierung des Reggae, darunter die Dub-Versionen von Black Uhurus Debütalbum Love Crisis, das Jammy 1977 produzierte, und Jammys Interpretationen der Hits von Johnny Osbourne. In diesen Arbeiten dekliniert Jammy die Kunst des Dub durch, spielt mit Verzögerung und Timing, modelliert Hallräume, beschränkt sich auf das Wesentliche und arbeitet die rhythmische Essenz des Riddims heraus. Zentrum des Box-Sets aber ist mit Crucial In Dub ein ganzes Album mit Stücken, die entweder unveröffentlicht oder dereinst nur als Alternativ-Versionen auf der Rückseite von Singles erschienen waren. Auf diesen Stücken ist noch überdeutlich der Geist des Reggae zu hören, der schaukelnde Rhythmus, das sanfte Wiegen. Obwohl das Box-Set im Untertitel „Was Princy Jammy an Astronaut?“ fragt: Diese Dubs sind lange nicht so futuristisch, kalt und gruselig, wie es seit dem Siegeszug des Dancehall zum Standard geworden ist. Nicht nur der „Yah We Deh Dub“ klingt eher nach Beachparty als nach Horrorfilm.
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