Prince

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Der Thronfolger des Funk holt wieder die Harke heraus und feiert ausgelassen, als seien die 80er nie vergangen.

Eines vorweg: Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Rezension war es unmöglich, ein abschließendes Urteil über das neue Album von Prince Rogers Nelson abzugeben. Es gab das gute Stück nämlich nur einmal zu hören: Im Rahmen einer Anhörveranstaltung, bei der Vertrauensleute der Plattenfirma und des Musikers eine mitgebrachte CD unter Hochsicherheitsbedingungen vorspielten. Details zur Platte oder eine Titelliste? Fehlanzeige. Dennoch: Schon beim ominösen einen Durchlauf hatte man das Gefühl, es mit der besten Langveröffentlichung des Funkzwergs aus Minneapolis zu tun zu haben, seit dieser Warner Brothers die Zusammenarbeit gekündigt hat. Nichts ist zu spüren von der Betulichkeit, die in der ersten Single-Auskopplung „Te Arno Corazón“ steckt. Nur der Hang zu Latino-Elementen findet an einigen anderen Stellen Fortsetzung, etwa im zweiten Song über Lolitaliebe, in den Harmonien aus Kool & The Gangs „Get Down On It“ eingeflochten sind. Der Rückgriff auf den Disco-Funk-Rock der 80er ist die große Konstante dieses Albums. Vieles von dem, was Prince zwischen 1999 und Diamond And Pearls abgeliefert hat, findet sich hier in Form von Updates wieder. Sogar seine alten Gespielinnen Wendy & Lisa sowie Sheila E. sind mit von der Partie. Der Titelsong ist ein spektakulär überkandidelter Future-Funk-Brecher, in dem die Synthesizer fast schon übertrieben schräg klingen. Einmal, beim achten Song, kommen Gitarren zum Einsatz, und schon befindet man sich bei Purple RAIN. Nur an wenigen Stellen bricht Prince aus diesem Referenzgerüst aus. Hinweise auf die heute aktuelle R’n’B-Ästhetik sind kaum vorhanden. Ihnen gewinnt unser Thronfolger offenkundig nicht viel ab. Am Schluß zeigt sich vielmehr, daß er ein Traditionalist ist. In „Get On The Boat“ läßt er den Funk eines James Brown voller Überzeugung aufleben. Womit sich gleichzeitig der grundsätzliche Eindruck bestätigt, den man von dieser Veröffentlichung in der Kürze der Zeit gewinnen konnte. Prince beißt, zeigt sich angriffslustig und temperamentvoll, positioniert sich wie früher als Sexgoll und bringt damit Wände. Konventionen und meinetwegen auch Boote zum Wackeln. Die Party kann wieder losgehen.

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