Popjournalismus

Ein „Reader“, der zeigt, wieso „Diskurs “ so ein Unwort ist.

Dem Forschenden ist manche Fußangel gelegt: Gräbt er sich allzu autistisch in seine Materie, geht es ihm wie dem Einsiedlerkrebs, der. weil er im spiraligen Schneckenhaus wohnt, meint, es müsse die ganze Welt in Spiralen funktionieren. Kümmert er sich zu sehr um die Nlichtspiralität der Außenwelt, schneuzt sich die Gemeinde, er nehme die Sache nicht genügend ernst. Schlimmer ist es. wenn sich Fachidiotie und Schimmerlosigkeit vereinen, und am allerschlimmsten ist es, wenn auch noch die Sprachmacht fehlt, wenn es sich bei dem schirnmerlosen Fachidioten um einen der Schwafler handelt, die nicht meinen, was sie sagen, und nicht sagen, was sie meinen, weil sie nicht wissen, was sie sagen und drum nicht wissen können, was sie meinen (oder umgekehrt). Weil Forschung und Bildung heute schnell und immer schneller gehen müssen, ist es nötig, am besten noch während der kurzen Betrachtung (notfalls auch davor oder ersatzweisel mit dem Ausstoß zu beginnen: einer Flutwelle von Jargon und Modewörtern, zusammengeleimt mit wirrer“.Grammatik“, sinnfreien „Thesen“ und einem Kongreßblabla, gegen das die gesammelten öffentlichen Äußerungen der DDR-Nomenklatura wie reinste Dichtung anmuten. Daß der Popjournalismus überden Popjournalismus nachdenkt, spricht und schreibt, wäre eine gute Sache. Wenn die Beteiligten wüßten, was sie sagen und meinen, d.h. wenn sie in der Lage wären, einen Gedanken zu fassen ! und ihn hinterher (!!1 in deutscher Sprache zu formulieren. Die meisten hier Beteiligten können beides nicht; sie verstricken und erdrosseln sich in einem Gewölle von halbgarem Gefasel, überkandidelter Möchtegern-Gelehrtheit, Halbinteresse. Phrasenmüll und einem solchen Hagel von Fehlern, daß die brauchbaren Ansätze versinken wie der Mops im Moorbad und der Leser hinterher [am besten aber davor oderersatzweisel lieber Musik hören möchte, ganz ohne Worte.

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