Placebo :: Black Market Music

Das Londoner Trio kokettiert auch auf dem dritten Album mit seinen sexuellen Vorlieben - diesmal allerdings aggressiv und verletzlich zugleich.

„Change your taste in men!“, fordert Brian Molko in „Taste In Men“, dem Opener und der ersten Single von diesem Album, einem Song, der mit dämonischen Prodigy-Beats und düsteren Gitarren unterlegt ist. Vier Stücke lang liegt Aggression in der Luft und findet in „Spite & Malice“, einer Nummer, bei der Justin Warfield (Ex-One Inch Punch) mit seinen Raps dazwischenfunkt, ihren Höhepunkt. Placebo und HipHop? Eine Kombination, die gar nicht so sehr verwundert: Die US-Band übernahm bereits 1998 den B-Seiten-Remix des Placebo-Songs „Bruise Pristine“. Im Studio diesmal außerdem dabei: Rob Ellis (Drummer in Diensten von PJ Harvey) und Severe Loren (Linoleum). Die ersten vier Songs auf BLACK MARKET MUSIC erinnern an die Teenage-Angst-Stimmung des Debütalbums PLACEBO von 1996, doch dann kommt die Wendung: Mit „Passive Aggressive“ wechselt der Tenor in Richtung WITHOUT YOU I’M NOTHING, Album Nummer 2. Die Aggressivität weicht einem ängstlichen, verletzlichen Empfinden. Die Gitarren wirken zurückgenommen, die Lyrics poetisch und verquer. Herausragend: „Blue American“, eine elegische Nummer über eine Mutter-Sohn-Beziehung, und „SlaveTo The Wage“, ein Song mit, ja, mit fast positiver Ausstrahlung. Entdeckenswert: der disharmonische „Hidden Track“ mit Streicherbegleitung und björkscher Anmutung. Placebo haben die Trauerphase, die ihr letztes Albums WITHOUT YOU I’M NOTHING bestimmt hat, offensichtlich überwunden. Beim genauen Hinhören hat man sogar das Gefühl, dass Brian Molko & Co. auf dem Weg sind, glücklichere Menschen zu werden. Vielleicht ist BLACK MARKET MUSIC aber auch einfach nur als eine Art Synthese der beiden bisherigen Placebo-Alben zu verstehen.

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