Pissed Jeans
Why We Love
Sub Pop/Cargo
Die Hardcore-Punks von der amerikanischen Ostküste geben sich filigraner, aber immer noch gewohnt derbe.
Wenn man eine Linie von New York nach Philadelphia zieht, und diese dann von beiden Metropolen nach Westen zu einem Dreieck verlängert, würde dieser Punkt in Allentown liegen. Eine Stadt, die schon bessere Tage kannte und sich gerade von einer De-Industrialisierung erholt, ohne relevante Musikszene und allerhöchstens bekannt durch den Song „Allentown“ von Billy Joel. Hier gründete sich 2004 das Quartett Pissed Jeans, deren Mitglieder nach Verrichtung der ganz normalen Tagesjobs abends den Rock’n’Roll-Knüppel rausholen.
Nach HONEYS (2013) legten sie eine längere Pause ein, aber milder stimmte sie das nicht. Auf WHY LOVE NOW erzählt Matt Korvette Geschichten, die immer wieder von Beziehungen handeln, für den Sänger der US-Band so etwas wie vermintes Gelände und dementsprechend lassen es Pissed Jeans krachen. Beistand bei der Produktion des Albums holten sie sich dabei von Lydia Lunch, die in New York zu Zeiten des No Wave wenig Sympathien für Arrangements und Melodien hegte. Aber durch ihr Mitwirken tauchen auf dem Album Industrial-Klänge auf, die man so auf den vier Vorgängern nicht findet.
Die ungehobelten, aggressiven und dissonanten Songs von WHY LOVE NOW richten sie gen Vergangenheit, an den Hardcore-Punk der 80er, dem sie Sludge Metal, Stoner-Rock und Doom untermischen. Ganz selten nur wie in „Worldwide Marine Asset Financial Analyst“ und „Have You Ever Been Furniture“ drehen sie die Temposchraube auf Anschlag, aber viel interessanter klingen die Stücke, die sich wie das kranke „Waiting On My Horrible Warning“ Melvins-mäßig dahinschleppen und so Raum für psychotisch klingende Sounds lassen. Aber egal, in welche Richtung sich die Pissed Jeans bewegen, weh tut es immer.