Philip Selway
Weatherhouse
Bella Union/[PIAS] Coop/Rough Trade
Mit melancholischem Pop gelingt es dem Radiohead-Drummer, sich von seiner berühmten Band abzugrenzen, ohne sie zu verleugnen.
Ja, man hört, dass Philip Selway Schlagzeuger ist. Vor allem aber hört man, dass er Schlagzeuger bei Radiohead ist. Schon auf seinem ersten Solo-Album hatte Selway nachgewiesen, dass er die gepflegte Melancholie, mit der Radiohead weltberühmt wurden, auch ganz gut draufhat. Für FAMILIAL allerdings hatte er vor vier Jahren das Schlagzeug Glenn Kotche von Wilco überlassen. Für WEATHERHOUSE ist er mit dem Gitarristen Adem Ilhan und dem Keyboarder und Geiger Quinta aus seiner Live-Band ins Studio gegangen.
Nun gelingt es Selway endgültig, sich von Radiohead abzugrenzen, ohne die Verwandtschaft zu verleugnen. Die Streicher schmelzen dahin wie Softeis in der Sommersonne, die Gitarren zirpen wie verliebte Grillen, das Klavier schlendert beschwingt daher, und die Melodien brummen wie glückliche Bären. Über allem liegt wie Reif ein samtener Hall, während Selway mit unaufgeregter Stimme von ungeliebten Wiedersehen und brandneuen Lügen singt.
Eine schöne Platte, zu der man verträumt in die Welt blicken kann, die der Wehmut aber auch keine wesentlichen neuen Aspekte abgewinnt. Nur einen vielleicht: Selten war Melancholie mit so anspruchsvollen Rhythmen unterlegt. Mitunter rollt der Rhythmus mit der Macht der Meeresbrandung, mal dängelt es fast süd-amerikanisch, oder Becken und Zimbel bestimmen gleich den Gesamtsound eines Songs. Auf jeden Fall ist immer mal wieder deutlich zu hören, dass Philip Selway Schlagzeuger ist.