Peter Silberman
Impermanence
Transgressive/[PIAS] Coop/ Rough Trade
Der Sänger der Antlers findet nach einem Tinnitus mit meditativer Nachtmusik zurück zum Klang.
2014 haben The Antlers mit FAMILIARS eines der besten Alben der vergangenen Jahre veröffentlicht, eine sagenhaft gute Kollektion von Nachtschattensongs, atmosphärisch wie ein Krimi Noir, erhaben wie der Mont Blanc. Besondere Merkmale des Albums – neben der Trompete – sind Peter Silbermans hoher Gesang und sein E-Gitarrenspiel, das klingt, als würde der junge Billy Bragg Sinatras IN THE WEE SMALL HOURS nachspielen.
Nach einem ernsthaften Tinnitus verordnete ihm sein Arzt Ruhe, doch da spielte Silbermans Kopf nicht mit: Nach den vielen lauten Proben und Konzerten mit den Antlers war das Gehirn den Lärm so sehr gewohnt, dass es einen Ersatzlärm produzierte. Statt Stille herrschte in seinem Kopf das Tosen der Niagara-Fälle, erst durch Klangmeditationen gelang es ihm, die Ordnung wiederherzustellen.
Die Musik auf IMPERMANENCE ist als Teil dieser Therapie entstanden. Möglichst leise begann Silberman, seinen Job als Singer/Songwriter wieder aufzunehmen, die Texte dieser Songs sind eher Mantras als Erzählungen. „Ahimsa“ zum Beispiel ist ein buddhistischer Begriff für Gewaltlosigkeit, das acht Minuten lange „Gone Beyond“ wirkt meditativ. Therapiemusik – das klingt nicht sexy. Aber was Silberman daraus macht, ist sensationell.
Die langen Stücke ziehen dahin wie Flüsse in der ruhigen Nacht, ganz langsam werden Stimme und Gitarre von Mellotron und Schlagzeug unterstützt, die Atmosphäre erinnert an Galaxie 500 und auch der beinahe zum Stillstand kommende Slo-Core ist nicht fern. Wunderbar ist zudem, dass Silberman aus seiner vorsichtigen Position heraus exzellente Songs schrieb, allen voran „New York“, eine traumhaft schöne Hymne an Silbermans Heimatstadt.