Pete Molinari – A virtual Landslide

Der zunehmenden Dylanisierung des Alt-Folk Einhalt zu gebieten, hatte ich mir diesmal ganz fest vorgenommen. Dem immergleichen Schnurren und dem dringlichen Dichten, dem wichtigen, im Namen des Herrn Robert Allen Zimmerman eine Abfuhr zu erteilen. Mit Pete Molinari, dem großen Jungen aus dem Flusstal des Medway, habe ich nichtgerechnet. Man braucht keine drei Sekunden, um sich ein Loch in den Bauch zu freuen, wenn Molinari auf dem „Highway 61“ Purzelbäume schlägt („I Came Out Of The Wilderness“). Ein Stück Reflexion folgt alsbald: „Look What I Made (Out Of My Head Ma)“, der Sänger kennt sich aus auf den Folkroads des jungen Dylan.“Oh.So Lonesome For You“ ist dann ganz nah an den besten Roy-Orbison-Heulern gebaut, einen Track weiter spielt Molinari sich in einen Rockabilly-Rausch und schießt mit seinem Super-Falsett fast über den Song hinaus. Nenn das ruhig Retro und Revival, diese Stimme entwickelt sagenhafte Fliehkräfte. Nach dem LoFi-Debüt, das noch in der Küche von Medway-Übervater Billy Childish auf einem Revox-Maschinchen entstand, hat Pete Molinari diesmal in der Kaschemme seines Vertrauens aufgenommen, das Cover ist mit Aufnahmen des Londoner Toe Rag Studios gespickt, das seit elephant die White Stripes in Klammern führen darf. Aber Pete Molinari überholt Jack und Meg White nach hinten raus,er entdeckt die weiten Räume vor der Erfindung der Popmusik und spielt den Blues, als sei dereine Erfindung von Mickey Mouse. Was auch Dylan ein Grinsen hinter die Backen treiben könnte, wer weiß? Einstweilen ist Big Bob ja nicht available. obwohl alle über den besten Boballer Zeiten sprechen. Pete Molinari hätte ich eine Rolle im Maskenspiel i’m not there gewünscht.

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