Peeping Tom – Peeping Tom

Es brauchte einen Spanner, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Peeping Tom heißt der Schlüssellochgucker, der mit seinen Beobachtungen Erektionen bei allen Faith-No-More-Fans aufkommen lassen soll. Und Peeping Tom weiß, wie er den erschlafften Gliedern wieder Leben einhauchen kann. Indes, es sind nicht seine Beobachtungen allein, die per Schallwellen für Hochgenuß sorgen. Nach fast einem Jahrzehnt Entbehrung ist Viagra vonnöten, und Peeping Tom hat gleich mehrere Sorten am Start. Diese hören zum Beispiel auf die Namen Doseone, Massive Attack, Dub Trio, Kid Koala und Kool Keith. Mit ihnen ist Mike Patton etwas wunderbar Einfaches gelungen. Musik, die keine Energieleistungen des Kleinhirns verlangt, um das, was die Ganglien des Ohres durchdringt, aufzunehmen und für schön zu empfinden. Kein Zweifel, Pattons Fantomas-Eskapaden haben ihre ureigene Schönheit. Aber dafür braucht man spezielle Antennen. Peeping Tom funktioniert ohne Ausrüstung und ist trotzdem künstlerisch wertvoll. Pattons Faith-No-More-Kollege Billy Gould hat einmal gesagt, daß Patton es war, der ihre Melodien zum Schluß wirklich gehaßt hat. Nun steht fest: Es ist eine Haßliebe. Denn Mike Patton kann mit Melodien nicht nur leben, er kann auch mit ihnen umgehen. Das liegt natürlich auch an seinen Mitstreitern, die dieser Stimme, die über allen Kompositionen thront, einen zumeist würdigen Rahmen verleihen. So sollte das, was Rahzel und Dan The Automator in „Mojo“; Dub Trio in „We’re Not Alone“ und Amon Tobin in „Don’t Even Trip“ zelebrieren, bei jedem Faith-No-More-Fetischisten zur Ejaculatio praecox führen. Doch „Peeping Tom“ ist kein Faith-No-More-Wunschkonzert. Hier finden Songs statt, die Mike Patton als Lieder präsentiert, die er „gerne im Radio hören“ würde. So haben Songs wie „Kill The DJ“ featuring Massive Attack und „Sucker“ featuring Norah Jones keinen direkten Faith-No-More-Bezug. Doch allein die Tatsache, daß Patton Norah Jones dazu bringt, das Wort „Motherfucker in einem Song zu verwenden, ist ein Schmunzeln wert. Und dann ist da auch wieder das Widersprüchliche, das Patton so dringend braucht, um auch vor sich selbst als Künstler zu bestehen. Mir genügt es, ihn einfach wieder „richtig“ zu singen zu hören.

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