Peaking Lights

936

Domino/Good To Go VÖ: 18.11.

Verwaschen, im Abgang leicht hallend und durchweg wundervoll: Ein Ehepaar aus Wisconsin übersetzt seine Lieblingsmusiken in eine selbst erfundene Psych-Dub-Sprache – down under im analogen Audio-Keller.

Der lange Weg, den dieses Album über die gewöhnlich gut informierten Kanäle im Netz, das gute Not-Not-Fun-Label, über den deutschen Vertrieb Cargo später im Jahr bis hin zu dieser „ offiziellen“ Veröffentlichung genommen hat, ist wahrscheinlich den kosmischen Kurieren zu verdanken, die sich vor dem Klick auf „ Weiter­leiten“ in den nebligen Galaxien von 936 verirrt hatten. Es geht hier um nichts anderes als die romantische Liebe – zur Retroelektronik und zur Exotik.

Ein Ehepaar aus Wisconsin spielt sich im Hobbykeller in den Geräterausch, Aaron Coyes und Indra Dunis übersetzen ihre Lieblingsmusiken für alle angeschlossenen Alternative-Zirkel in eine selbst erfundene Psych-Dub-Sprache. Angeführt von massiven, dröhnenden Bässen, denen jede Rock-Credibility genommen wurde, indem man sie aus einem weit, weit entfernten Soundsystem in die Sphären von 936 geschickt hat, begleitet von Orgel und Spaghetti-Western-Gitarre, zusammengeklebt von den Loops, die sich plötzlich aus alten Analog-Maschinen meldeten. All diese reichlich verwaschenen und im Abgang leicht hallenden Songs erzählen Geschichten davon, wie es ist, ein zweites Leben zu erhalten. Fraglos steht ihnen dabei das Recht auf Melancholie zu. Und das Recht auf das Spiel mit den Referenzen: Raincoats, King Tubby, Jah Wobble, wie heißen wohl Aaron und Indras Liebste?

„Hey Sparrow“ war einmal ein besonders hübsches Chanson, bevor Coyes und Dunis es begeistert in den Himmel geschossen haben. Wir hören noch, wie sie aufs Knöpfchen drücken. „Amazing And Wonderful“ darf an Serge Gainsbourgs zuletzt wiederentdeckte Percussions-Aufnahmen aus den frühen 60er-Jahren erinnern, bei den Peaking Lights fährt die Hammond-Orgel Serpentinen dazu, aber erst, wenn Indra Dunis’ schläfriger Weltklassesingsang auftaucht, wird das ein Peaking-Lights-Song, ein wunderbarer natürlich. Zum Finale spielen Peaking Lights ihr „Summertime“, einen elektronischen Holperblues aus der Beatbox, einen Sturm in der Dose, der neue Maßstäbe in der Kategorie Lo-Fi setzt. Die späte offizielle Ver­öffentlichung dieses Debütalbums hat auch etwas Gutes: Anfang 2012 erscheint schon das nächste Album von Peaking Lights. Jetzt und hier ist 936 gerade die beste Musik der Welt. Meine Platte des Jahres, was sonst? Key Tracks: „All The Sun That Shines“, „Amazing And Wonderful“, „Summertime“