Pawn Shoppe Heart
Gebührend feiern wir mit pawn shoppe heart die Rückkehr der urwüchsigen Toms-Trommelei im weit ausholenden Stil (seit Cures pornography, Adam AntspRiNCE charming … oder habe ich da zwischenzeitlich was verpasst – jenseits von. nunja, Metal?]. Mit Becken-Plingpüng, das Sechzehntel markiert wie Nadelstiche.
Wirklich wahr: Schon der in rund 20 verwegenen Rumpelcombos geschulte Schlagwerker Don Blum, ein rustikaler Runter-aufdie-Knochen-Klopfstock, der Rock und Roll ausschließlich verbleit tankt, ist das Geld für pawn shoppe heart wert. Nicht, dass er da etwas in seine strammen Felle und aufs gedengelte Metall hieb, was einem auf anderen, vor allem rund 30 Jahre alten, Tonträgern nicht auch schon direkt in den Nacken gefahren wäre. Doch schließlich sind The Von Bondies als wild entschlossenes, achthändiges, breitbeiniges Ganzes auch auf ihrem von Jerry Harrison Ex-Talking Headsl produzierten Drittling/Major-Debüt nicht angetreten, Hörgewohnheiten zu revolutionieren. Nein, es ist nur das alte Lied. Genauer gesagt: Auf zwölf alte Lieder bringt es pawn shoppe heart in rund 40 Minuten (eins, der hidden track, eine kurze Coverversion von Otis Reddings „Try A Little Tenderness“, ist sogar richtig alt). Doch die spielt die dieselrüchige Kapelle aus Detroit mit jener Qualität, die es auch ungezählte Hochtöner-Durchschüsse nach den Stooges noch möglich macht, Rock und Roll zu geben, ohne sich unmöglich zu machen. Die heifit Hingabe, die Qualität. Immer noch. Absolut muss sie sein. Ohne Wenn. Und erst recht kein Aber. Und diese Hingabe vermag neben Dreschflegel Blum vor allem Von Bondies-Vorbeter Jason Stollsteimer zu geben. Vom ersten „Ah-ahaaah‘-Seeräuberchor über ansehnliches Fieberfeedbackfiepen der als Opener geborenen Riffparade „No Regrets‘ bis ins bereits beim Namen genannte Finale nach vier Minuten Auslaufrille, in dem Herr Stollsteimer mit letzter Nachdrücklichkeit deutlich macht, dass er gewillt ist, seinem Vorbild noch weiter als in den Hausflur des Bocksfüßigen zu folgen.
Wen Stilbeschreibungen wie Bluesrock aus der Garage, der hier trotz aller punkiger Attitüde spätestens im nächsten Gitarrensolo das Regiment wieder unmissverständüch an sich reißt, schrecken – oder umgehend zum Vinylregal hetzt, wo er sich schützend vor seinen Gun Club-, Birthday Party- und Sister-Double-Happiness-Platten aufstellt, sollte vielleicht die in Großbritannien ansehnlich gechartete Single „C’mon C’mon“ als Einstieg in dieses Album wählen. Alles was Recht ist und was Dringlichkeit sein kann in zwei Minuten und zwölf Sekunden, was ein Riff ist und nicht eins mehr als das eine, ein Break und dann noch eins und noch eins und ein Girlschor, der Jason, der einmal mehr nach vorne stürmt ohne Angst vor Sturz und liefern Fall, den Rücken frei hält aber das ist ein Hit, den zumindest auch keine Sechsdreiviertel-Nationen-Army dieser Welt aufhalten könnte.
Dran bleiben fallt nach drei Runden C’mon C’mon dann nicht mehr schwer. Noch ein paar Grad weiter nach rechts, den großen Drehknopf, und mitten hinein in das Unheil^ das höchst unterhaltsam über unseren Stollsteimer hereinzubrechen weiß in einem barbluesigen Taumel wie „Mairead“ („Tell me, is this the end?!“ Ja, natürlich, Jason!], der sich wunderschön mit der folgenden coolen Rockmädchen-Wurschtigkeil des von Bassistin Carrie Smith und Gitarristin Marcie Boten charmant dahingeschluderten Surfpolterliedchens „Not That Social“ bricht. Überhaupt gibt es immer ganz viel Abwechslung und Kurzweil hier in all dem Ringen und Rufen nach Satisfaction. pawn shoppe heart ist bestes Ausdem-Ruder-Brechen, wenn das Ufer bleibt so nah.
—-MEHRFACHTEXT
Wir sind uns ja unserer Rolle als Medium stets bewusst. als Mittler zwischen den Rockstars und den Lesern – ist das pathetisch! Hat mal jemand ein Taschentuch? Ich muss gleich weinen. Naja, weil wir natürlich immer das Beste für den Leser wollen, haben wir eine neue Rubrik geboren. Sie heißt „Kurz und klein“, steht auf Seite 87 und enthält – richtig – Kurzkritiken, auf dass in Zukunft der Informationsgehalt der Plattenabteilung ins Unerträgliche steigen möge. Jeden Monat wird der „Kurz & klein‘- Kasten von einem anderen Redaktionsmitglied aufgefüllt. Um eine gewisse individuelle Note hineinzubringen, wird der jeweilige Schreiber dazu gezwungen, ein Foto mit der Redaktions-eigenen Digitalkamera zu machen, das wir dann zu dem Kasten dazustellen.
Was ganz anderes: Der zuständige Promoter musste das neue Tortoise-Album irs all around you (Kritik auf Seite 89] zwei Mal schicken. Beim ersten Mal war es in der Post verloren gegangen. Der Promoter vermutet, dass das daran liegen könnte, dass Tortoise ja Post-Rock machen. Dazu sagt er jetzt mal nichts, DER PLATTENMEISTER
Mehr News und Stories